New York, I love You

Episodenfilme sind eine zwiespältige Angelegenheit. Im besten Fall, wie etwa bei Robert Altmans „Short Cuts“, ergeben sie ein vielschichtiges, sogar spannendes Gesellschaftsportrait. Läuft es weniger gut, kommt etwa „L.A. Crash“ dabei raus, bei dem zwar die Episoden gut verzahnt sind, aber der erhobene moralische Zeigefinger dem Drama in den Rücken fällt – wie es dafür einen Oscar als „Besten Film“ geben konnte ist mir immer noch schleierhaft. Weniger ernst kommt nun (nach „Paris, je t’aime“, den ich nicht gesehen habe) „New York, I Love You“ daher. Mehrere Regisseure erzählen kleine Geschichten, deren gemeinsamer Nenner der Big Apple ist.

Das Darstellerensemble besteht aus großen und kleineren, dem Filmfan zumeist bekannten Namen. Natalie Portman, Ethan Hawke, James Caan und Orlando Bloom sind (u.a.) die bekannteren Namen, aber auch Olivia Thirlby, Chris Cooper und Justin Bartha sind eifrigen Kinogängern ein Begriff. Auf den Regiestühlen haben etwa Allen Hughes (dessen „The Book of Eli“ mein nächster Pflichttermin im Kino ist), Brett Ratner, Mira Nair und Fatih Akin gesessen, ebenfalls keine Unbekannten.

Der Funke will aber trotzdem nicht so recht überspringen. Zu groß sind die qualitativen Unterschiede der Episoden, zu groß die Schwankungen von Ton und Inhalt. Da sind heiter-sarkastische Episoden dabei (Prom Night mit einer Rolstuhlfahrerin), dialoglastige Beziehungsdramen im Kleinformat (die Episoden mit Bradley Cooper und Ethan Hawke etwa), sowie recht ambitionierte Kunstkurzfilme (ein Diamantenkauf, der Hotelaufenthalt einer älteren Dame).

Es ist alles schön anzuschauen, denn der moderne und stilvolle Look, im dem der Film New York präsentiert, verbindet fast alle Episoden. Trotzdem ist „New York, I love You“ kein Pflichtprogramm, weder im Kino nach für Zuhause. Die vielen bekannten Gesichter können nicht verhindern, dass die Figuren aufgrund ihrer knapp bemessenen Zeit auf der Leinwand wenig Tiefe gewinnen. Erzählerisch geht es auf und ab, aber trotz der Schnittpunkte der Stories ist der dramaturgische Flickenteppich nicht zu übersehen. Als stilvolle und – nicht böse gemeint – gefällige Unterhaltung funktioniert „New York, I love You“, doch mehr als beschwingtes Erzählen und ein flottes Tempo kann er nicht liefern. Fazit: nicht belanglos, aber auch nicht wirklich ergreifend oder sonstwie relevant.

3/5

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3 Kommentare

  1. Puh, Brett Ratner, bei dem Namen schalten ja alle Ampeln auf Rot. Bei allen anderen aber auf Gelb und überwiegend Grün. Deinem Text nach scheint der Film ja für ’nem gemütlichen Nachmittag ohne großen Anspruch an irgendeine Form von Erleuchtung absolut durchzugehen, mehr hatte ich auch nicht erwartet 😉

  2. Brett Ratner steht in der Tat nicht eben für cineastische Hochgenüsse. Die „Rush Hour“-Filme sind nicht so richtig meine Tasse Tee, und Teil 3 von „X-Men“ ging mächtig in die Hose. Warum B. Singer lieber nen lahmen Superman gemacht hat schnall ich nicht…

    „NY I Love U“ ist nicht verkehrt – auch Ratners Episode nicht, die ist sogar ganz lustig – aber ins Kino gehen kann man sich sparen…

  3. zu Singer: das ist mir auch nach dreimaligem Ansehen von „SR“ nicht klar geworden. Wurde mit jedem Mal zu einem größeren Durchquälen. Aber bei „X-Men: First Class“ ist er ja wieder dabei. Der Film hat allerdings das Problem, dass er mich überhaupt nicht interessiert

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