Filmkritik: Boyhood

Boyhood PosterDrama, USA 2014

Regie: Richard Linklater; Darsteller: Ellar Coltrane, Patricia Arquette, Ethan Hawke, Lorelei Linklater

Man ist es bei Filmen gewohnt, dass Figuren bei Bedarf von verschiedenen Darstellern gespielt werden oder durch massig Make-up bzw. CGI jünger bzw. älter gemacht werden. In Richard Linklaters neuem Film überrascht es daher, dass alle Figuren im Laufe der elf Jahre, welche die Handlung umfasst, tatsächlich ganz natürlich altern. Der ‚Trick‘ dahinter ist keiner – der Film entstand in Etappen von 2002 bis 2013, die Schauspieler altern also ganz natürlich.

Aus dieser interessanten Herangehensweise ist ein gelungener Film entstanden, der erstaunlich natürlich daher kommt. Fast zwangsläufig hat „Boyhood“ einen dokumentarischen Charakter, doch macht er nie einen Hehl daraus, dass die Story aus einem Drehbuch stammt (auch wenn sicherlich einige Szenen und Entwicklungen eher spontan entstanden).

Linklaters Werk ist häufig geprägt von der Abwesenheit klassischer Plots („Dazed & „Confused“), auch hat er in der „Before Sunrise“-Reihe schon einmal den Faktor Zeit einfließen lassen. In „Boyhood“ erzählt er nun im positiven Sinne authentisch und unaufgeregt eine Allerweltsgeschichte von Auf- und Heranwachsen eines Jungen und seiner Familie.

Großartig gespielt – von den Laien-Darstellern wie von den Profis – ist dem Film seine lange Entstehungsgeschichte durch die entspannte Erzählweise anzumerken, die unterschiedlich lange Zeiträume in nicht näher definierten Abständen behandelt. Was nicht bedeutet, dass es keinen Spannungsbogen gäbe oder im Leben von Mason, Samantha und ihren getrennt lebenden Eltern (gespielt von P. Arquette und E. Hawke) nichts aufregendes passieren würde.

Böse Zungen können dies das längste Homevideo aller Zeiten nennen, ein nicht mal verkehrter Eindruck, den „Boyhood“ durchaus erweckt. Andere sehen (so wie ich) einen ungewöhnlichen, spannenden, nachdenklichen und recht einzigartigen Film.

5/5