Filmkritik: Wanderlust – Der Trip ihres Lebens

WanderlustDas Ehepaar George und Linda (Paul Rudd und Jennifer Aniston) hat sich gerade in einem schicken Viertel Manhattans eine kleine Wohnung gekauft als George seinen Job verliert. Lindas Einkommen ist bescheiden, sie versucht sich jedes Jahr an neuen Unternehmungen, aber wie bei ihrem aktuellen Projekt (ein Dokumentarfilm über an Hodenkrebs erkrankte Pinguine) ohne finanziellen Erfolg. Die beiden machen sich auf den Weg zu Georges großem Bruder Rick in Atlanta, der George einen bescheidenen Job anbietet. Auf dem Weg dorthin stranden sie für eine Nacht in einer alternativen Wohngemeinschaft, die auf einer Farm in den Wäldern Hippie-artig vor sich hin lebt und den beiden Eheleuten sowohl Angst als auch Freude macht. Die beiden Großstädter atmen in der ungewohnten Gesellschaft bald so richtig durch.

„Wanderlust“ ist im Kern eine romantische Komödie, die sich allerdings als irgendwie rebellisch und alternativ verkaufen will. Ein paar nackte Menschen hier, ein paar Szenen auf dem Klo da, außerdem eine Ausdrucksweise, die in den USA unweigerlich ein „R“-Rating mit sich brachte (bei uns ist der harmlose Spaß ab 6 freigegeben, was Bände spricht). Man zielt hier ganz bewusst eher auf ein erwachsenes Publikum als auf junge Mädchen. Doch wie so oft in Hollywoodfilmen bleibt das zugrunde liegende konservative (und materialistische) Weltbild davon unberührt, weshalb dem Geschehen jegliche Spannung von vornherein abgeht. Ein paar Lacher hat der Film schon zu bieten, sowohl Rudd (zuletzt großartig in „My Idiot Brother“) als auch Aniston besitzen und zeigen komödiantisches Talent. So richtig abnehmen will man ihnen ihre Rollen trotzdem nicht, von den überwiegend ziemlich dümmlichen Nebenfiguren ganz zu schweigen.

Natürlich kommt es im Laufe der gut 90 Minuten Spielzeit zum Streit zwischen George und Linda, und natürlich steht irgendwann die Existenz der Hippie-Kommune auf der Kippe. Zwischendrin finden sich ein paar witzige Dialoge und gute Szenen, aber auch ganz fürchterliche Momente – z.B. alle in denen Ken Marino ganz fürchterlich over-the-top Georges Arschloch von einem Bruder spielt. Das zündet nicht, das tut einfach nur weh. Die Hippie-Kommune soll dem Film einen besonderen Dreh geben, doch „Wanderlust“ nimmt die Idee einer alternativen Lebensweise nie wirklich ernst. Man will ja dem urbanen Publikum nicht zu nahe treten und das Leben in einer Konsumgesellschaft wirklich kritisieren.

Ein paar esoterische Selbsterfahrungs-Spielchen und Drogen-Trips dürfen es also sein, um dem Leben einen neuen Dreh zu geben, letzten Endes aber geht es für George und Linda weiter wie bisher – nur mit mehr Geld. Man muss kein großer Zyniker sein um das verlogen zu finden. Man konnte von „Wanderlust“ sicher keine großartige Dramedy erwarten, aber mehr als eine weitgehend ereignislose Kalauer-Revue hätte der Stoff schon hergegeben können –wenn sich jemand die Mühe gemacht hätte, glaubwürdigere Charaktere zu erschaffen.

2/5