Kurzkritik: Shogun

Drama, 2024

Creators: Rachel Kondo, Justin Marks; Darsteller: Cosmo Jarvis, Anna Sarwai, Hiroyuki Sanada, Tadanobu Asano

Worum gehts?
Japan, Anfang des 17. Jahrhunderts. Ein europäisches Schiff erleidet Schiffbruch, die überlebenden Besatzungsmitglieder geraten in Gefangenschaft. Ihr Anführer John Blackthorne gerät mitten in einen Machtkampf zwischen den feudalen Interims-Herrschern, der nach dem Tod des Regenten ausgebrochen ist (weil dieser nur einen minderjährigen Erben hinterlassen hat). Unfreiwillig an seiner Seite steht dabei die Übersetzerin Mariko, die den christlichen (aber im Gegensatz zu John katholischen) Glauben der seit einiger Zeit im Land lebenden Portugiesen angenommen hat.

Was soll das?
„Shogun“ basiert auf einer mir unbekannten Romanvorlage von 1975, die – wie man hört und liest – hier recht werkgetreu adaptiert wurde, und ihrerseits historisch einigermaßen fundiert ist. Im Zentrum steht die komplexe japanische Gesellschaft mit ihren aus westlicher Sicht ungewöhnlichen Werten und Ritualen.

Taugt das was?
Ja. Man muss allerdings mächtig gut aufpassen, um von der vielschichtigen Story nicht abgehängt zu werden. Dass man dazu fast durchgängig Untertitel lesen muss (es wird nur selten nicht Japanisch gesprochen) macht die Sache natürlich nicht einfacher. Und in den Nuancen dessen, was in den Dialogen von den Figuren übersetzt oder eben nicht übersetzt wird, liegt oft der Schlüssel zum Verständnis der Handlung. „Shogun“ erzählt seine Geschichte bedächtig, trumpft nur hin und wieder mit großen Schlachten auf. Die Bilder sind durchweg grandios, auch wenn ich am Ende ein wenig enttäuscht war, dass nicht in Japan, sondern in Kanada gedreht wurde. Die Story wirkt wie aus einem Guss, auch die Darsteller überzeugen. Cosmo Jarvis spielt Blackthorn mit einer seltsamen Mischung aus Bauernschläue, aufrichtigem Kämpfer-Ethos und etwas bräsiger Mimik – was aus irgendeinem Grund ganz hervorragend funktioniert.

Sonst noch was?
Warum (zumal in der Originalfassung) die Portugiesen untereinander Englisch sprechen habe ich nicht kapiert – die paar Untertitel mehr hätten den Kohl auch nicht fett gemacht…

Wo kann ich das gucken?
Bei Disney+.

9/10