Filmkritik: Haywire

HaywireNach dem Seuchenthriller „Contagion“ hat Regisseur Steven Soderbergh mit „Haywire“ einen Thriller gedreht, der ganz auf seine Hauptdarstellerin Gina Carano zugeschnitten ist. Die ist hauptberuflich Mixed-Martial-Arts-Kämpferin und daher in der Lage, äußerst überzeugend kräftige Typen umzuhauen. Gleich zu Beginn des Films bekommt sie es mit Channing Tatum zu tun, auch handfeste Prügeleien mit Michael Fassbender, Ewan McGregor, Antonio Banderas und einigen namenlosen Schergen sind Teil des Programms.

„Haywire“ beginnt mit Mallory Kane (Carano), die sich in einem Diner in Upstate New York mit ihrem Kollegen Aaron (Tatum) trifft. Schon bald fliegen zwischen den zwei Mitarbeitern eines privaten Sicherheitsunternehmens die Fetzen, Mallory flüchtet mit dem verängstigten Zivilisten Scott in dessen Auto. Auf der Fahrt mit unbekanntem Ziel erzählt sie dem jungen Mann, was sie in den letzten 10 Tagen erlebten hat. In Rückblenden erfährt der Zuschauer so, dass Mallory im Auftrag eines US-Geheimdienstes einen Auftrag in Barcelona erledigt hat, die angebliche Rettung eines Chinesen. Doch schon bei ihrem nächsten Job in Dublin wenig später wird klar, dass ihr Chef (und Ex-Freund) Kenneth (McGregor) nicht mit offenen Karten gespielt hat. Mallory steht mit dem Rücken zur Wand, ihr einziger Verbündeter scheint Coblenz (Michael Douglas), ein Agent der Regierung zu sein.

Soderbergh hat erkannt, dass er eine so fähige Kämpferin (und ihre gut mitprügelnden Kollegen) filmen kann, ohne durch Schnitte, Montagen oder andere Tricks künstlich für Aufregung sorgen zu müssen. Die Bewegungen und Choreographien sind sehenswert und ungewöhnlich, obwohl die Kamera meist ziemlich klassisch drauf hält. Soderbergh übertreibt es ein wenig mit der kühlen Optik und dem noch cooleren Soundtrack, aber funktionieren tut „Haywire“ trotzdem. Der Thrill ist allerdings rein technisch und sehr abgeklärt, nur selten kommt echte Spannung auf. Man versteht schnell, nach welcher Logik der Film funktioniert. Emotional bewegt „Haywire“ eher weniger, die Figuren sind in erster Linie da, um den Plot zu bevölkern und voranzutreiben.

Für Fans des reinen Bewegungskino – wie etwa zuletzt „Hanna“ – ist „Haywire“ eine Freude, der Film verschreibt sich kompromisslosen Zweikämpfen aller Art und kommt komplett ohne am Computer entstandene Effekte aus. Mit gut 90 Minuten ist er auch nicht zu lang geraten, denn die geradlinige Art kann auf Dauer eben auch recht eintönig wirken. Nicht jeder Kniff der Story ist gelungen, aber als puristisches Genre-Kino mit Star-Besetzung weiss der Film unter dem Strich dennoch zu überzeugen.

4/5