Filmkritik: Juan of the Dead

Juan of the Dead
Juan of the Dead (Poster: Pandastorm Pictures)

Irgendwie muss ich bei „Juan of the Dead“ immer an das Wort ‚Alleingstellungsmerkmal‘ denken. Denn mal im Ernst – wer hat schon mal einen kubanischen Zombie-Film gesehen? Eben. Der Film feierte in den letzten Monaten Erfolge auf den Film-Festivals Toronto, Sitges, Rio, Miami und Havanna und ist nun auch bei uns im Kino zu bewundern. Hauptfigur Juan (Alexis Diaz de Villegas) ist ein entspannter Lebenskünstler, dessen friedliches Leben auf dem sozialistischen Eiland von einer Zombie-Epidemie empfindlich gestört wird. Im Staatsfernsehen werden die Untoten als „von den USA bezahlte Dissidenten“ bezeichnet, doch Juan und seinem Kumpel Lazaro ist schnell klar, dass das großer Quatsch ist.

„Juan of the Dead“ mischt Klamauk, Drama, witzige und blutrünstige Metzeleien mit einer ordentlichen Portion Systemkritik, die allerdings auch hin und wieder von nostalgischem Patriotismus unterwandert wird. Das wird dem Film geholfen haben, nicht der Zensur zum Opfer zu fallen. Während in Havanna zunehmend die Zombies das Straßenbild bestimmen machen sich Juan und seine Gang in bester „Ghostbusters“-Manier als Zombie-Jäger selbstständig. Erst als die Übermacht der Untoten zu groß wird denken die unfreiwilligen Filmhelden an die Flucht – natürlich mit einem Floß in Richtung Miami.

In vielen Nebenhandlungen und Dialogen (Juans ausgewanderte Tochter ist zu Besuch in Havanna, Lazaros Sohn träumt von einer Weltreise) geht der Film auf die gegenwärtige Lage in Kuba ein, ohne jedoch offensichtlich politisch motiviert zu sein. Wer mal in Havanna gewesen ist und die Mixtur aus Verfall und Lebensfreude, Stillstand und blühendem Leben erlebt hat, wird vieles davon wieder finden.

Schon weil Havanna so ein ungewöhnlicher Schauplatz für einen Zombiefilm ist wirkt „Juan of the Dead“ erfrischend anders als viele andere Streifen des Genres. Die Tricks erreichen, was das Blut und abgetrennte Gliedmaßen angeht, das Niveau westlicher Produktionen, ein paar am Computer gemachte Effekte sind nicht ganz so gelungen, stören aber das Gesamtbild nicht sonderlich. Nicht jede Szene des Films ist ein Volltreffer, aber die allermeisten Ideen sind nicht nur gut, sondern auch gekonnt umgesetzt. Wer das Genre mag, sich für Kuba interessiert oder einfach mal Lust auf cineastische Abwechslung hat ist mit „Juan of the Dead“ bestens bedient.

4/5