Rocky Balboa

Erste unbestätigte Meldungen, Sylvester Stallone wolle ein sechstes Mal als „Rocky Balboa“ in den Ring steigen führten Anfang letzten Jahres zu ungläubigem Kopfschütteln. Doch Stallone hat es ernst gemeint und sich als Produzent, Regisseur, Drehbuchautor und Hauptdarsteller diesem Projekt verschrieben. Das Ergebnis ist nun im Kino zu sehen, und kann sich dort auch durchaus sehen lassen. Wer mit den „Rocky“-Filmen mehr oder weniger aufgewachsen ist bekommt ein letztes Mal seinen Helden zu sehen, innerlich und äußerlich gealtert, aber mit den gleichen Underdog-Instinkten wie eh und je.Natürlich, soviel steht fest, ist Stallone mit 60 Lenzen viel zu alt um noch einmal den Boxer zu mimen. Doch nach den vielen Vorgängern sehen wir auf der Leinwand keinen zu alten Stallone, sondern einen alten Rocky Balboa. Darin liegt die größte Qualität des Films – das Publikum ist schon nach wenigen Minuten wieder in der Welt des „Italian Stallion“ angekommen. Der verdingt sich inzwischen als Restaurantbesitzer und erzählt seinen Kunden von der guten alten Zeit. Immer noch trauert Rocky um seine geliebte Adrian, gleichzeitig versucht sich sein Sohn Rocky Jr. aus dem Schatten seines berühmten Vaters zu befreien und hält ihn deshalb sichtlich auf Distanz. In der Barkeeperin Marie findet er eine verwandte Seele, worüber deren Sohn Steps wenig begeistert ist.

Es ist ein Jux in den Medien, der aus Rocky wieder einen Kämpfer macht. In einem computeranimierten Duell lässt ein Fernsehsender den amtierenden Champion Dixon (Antonio Tarver) gegen Rocky in seinen besten Jahren antreten – ein Duell, das Rocky für sich entscheidet. Dixon ist gerade beim Box-Publikum unten durch, weshalb seine Manager bei Signore Balboa vorstellig werden. Für viel Geld sollen die beiden bei einem Schaukampf aufeinandertreffen. Wie sich Rocky wohl entscheiden wird? An seiner Seite hat er dabei wie immer seinen alten Gefährten Paulie (Burt Young), und auch das ein oder andere morgendliche Glas voller roher Eier findet Verwendung.

Es ist wirklich eine Überraschung, wieviel Stallone bei dieser sehr späten Fortsetzung richtig gemacht hat. Er spielt seine Rolle mit dem traurigen, aber unbeirrten Blick aus den ersten beiden Filmen, und schafft es, die Sympathien der Zuschauer zu gewinnen. Rocky ist weiterhin nicht grade eine Leuchte, aber er trägt sein Herz am rechten Fleck. Stallone als Drehbuchautor umschifft die Gefahr der Lächerlichkeit beinahe vollständig, indem er auf einen WM-Kampf oder ähnliches verzichtet. Als Regisseur inszeniert er die Arbeiterviertel Philadelphias ganz im Stil früherer Tage und beweist gutes Timing. Wenn Rocky am Ende mal wieder das Training aufnimmt und die Menge begeistert (wobei er weiterhin fast vollständig auf eine vernünftige Deckung verzichtet) regiert die pure Nostalgie.

So richtig ernst nehmen muss man den Film dabei nicht unbedingt. Doch er verschafft einem der populärsten Kino-Helden aller Zeiten einen würdevollen und unterhaltsamen Abschied ins Altenteil. Das macht „Rocky Balboa“ nicht zu einem Meisterwerk, doch für einen äußerst vergnüglichen Abend reicht das völlig aus. In einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ hat Stallone jüngst verraten, dass er demnächst auch noch mit einem neuen „Rambo“ um die Ecke biegen wird. Nun, vorgelegt hat er nun einen wirklich guten Film, mal sehen was er mit dem Vietnam-Veteranen anzustellen gedenkt….

8/10

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