Die Hollywood-Verschwörung

Lange bevor Christopher Reeve anno 1978 begann, als „Superman“ durch die Gegend und in die Kinos zu fliegen, spielte ein gewisser George Reeves diese Rolle in einer besonders bei Kindern populären TV-Serie. Ende der 50er Jahre beging Reeves nach offizieller Lesart unter mysteriösen Umständen Selbstmord. Regisseur Allan Coulter hat sich mit „Hollywoodland“ dieser Geschichte angenommen, und für den Film Stars wie Ben Affleck, Diane Lane, Bob Hoskins und Adrien Brody verpflichtet. Nach einer kleinen Rolle in „Vom Winde Verweht“ und ein paar Kurzauftritten ist die Karriere des jungen Schauspielers George Reeves (Affleck) am Ende. Erst eine Liason mit der einflussreichen Produzenzengattin Toni (Lane) bringt wieder Schwung in die Auftragslage. Für eine Rolle mit richtigem Prestige reicht es zwar nicht, aber seine Anstellung als TV-Superman sichert Reeves immerhin ein anständiges Einkommen und die Verehrung von abertausenden Kids. Glücklich ist Reeves mit seiner Situation nicht, trotzdem kommt sein Selbstmord im Jahre 1959 auch für sein näheres Umfeld überraschend.

Der Fall ruft den Privatdetektiv Louis Simo (Brody) auf den Plan. Er wittert Schlagzeilen und bares Geld von Reeves trauernder Mutter, und beginnt mit seinen Nachforschungen im Kreise der engsten Freunde des Toten. Dessen Verlobte Leonore (Robin Tunney) ist davon eben so wenig begeistert wie die ehemalige Gönnerin Toni, samt ihres mächtigen Ehemanns. In Rückblenden erzählt der Film von Reeves besseren Tagen, seiner Beziehung zu Toni und seiner Hoffnung, als Schauspieler ernst genommen zu werden. In bester Neo-Noir-Tradition enthüllt „Die Hollywood-Verschwörung“ langsam seine Geheimnisse, die Wahrheit kommt näher und näher, auch wenn Simo mit einigen Rückschlägen zu kämpfen hat.

Unterlegt von einem jazzig-swingenden Score erzählt der Film seine Geschichte in gemächlichem Tempo. Die Ausstattung schöpft aus dem Vollen, die Bilder werden beherrscht von Oldtimern und klassischer Hollywood-Architektur, die Figuren rauchen stilvoll eine Zigarette nach der anderen oder laufen in weißen Feinripp-Unterhemden durch die Gegend. Die perfekt durchgestylten Bilder erinnern ein wenig an David Lynchs „Mulholland Drive“. Die visuellen Vorraussetzungen an einen guten Neo-Noir erfüllt Allan Coulter problemlos, sein Film ist eine wahre Augenweide. Auch seine Schauspieler liefern allesamt erstklassige Leistungen ab.

„Die Hollywood-Verschwörung“ ist trotzdem kein außergewöhnlicher Film geworden, was vor allem an der kühlen, immer etwas distanzierten Erzählweise und am Drehbuch selbst liegt. Es mangelt an einem emotionalen Zentrum, keine der Figuren schafft es, das Publikum zu fesseln. In der stimmungsvollen Filmwelt gehen die Figuren ihren scheinbar vorbestimmten Weg ohne dabei für Überraschungen sorgen. Sie scheinen nur für und im Film zu existieren. Die tragische Geschichte eines jungen Schauspielers liefert so zwar ein sehenswertes Portrait einer vergangenen Ära, schafft es aber nicht, daran neue Seiten zu entdecken und die Reise in die Vergangenheit packend zu gestalten.

Für Freunde des Genres sollte das aber kein Hindernis sein. Wer „Chinatown“ oder „LA Confidential“ zu seinen Favoriten zählt, der kann den Gang ins Kino ohne größere Risiken antreten. Mir selbst hat „Hollywoodland“ Spaß gemacht, seine größte Leistung allerdings bestand darin, mich an einige bessere Filme ähnlicher Machart zu erinnern, etwa „Devil in a Blue Dress“ (mit Denzel Washington als Private Eye), oder Atom Egoyans „Where the Truth Lies“.

6/10

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