Kurzkritik: Poor Things

Comedy/Drama/Fantasy, 2023

Regie: Yorgos Lanthimos; Darsteller: Emma Stone, Mark Ruffalo, Willem Dafoe, Ramy Youssef

Worum gehts?
London, Ende des 19. Jahrhunderts. Dr. Godwin Baxter (Willem Dafoe) ist Chirurg, ein ‚mad scientist‘ wie er im Buche steht. In bester Frankenstein-Manier schafft er eine Art Monster – die junge Frau Bella, die er nach einer Katastrophe auf recht unorthodoxe Art und Weise wiederbelebt. Bellas mit aller Macht erwachende Sexualität führt sie bald auf eine wilde Europareise an der Seite des charmant-dubiosen Anwalts Duncan Wedderburn (M. Ruffalo).

Was soll das?
„Poor Things“ ist eine kalkulierte Provokation, ein überschwängliches, bizarres und abseitig-erotisches Spektakel des Arthouse-Kinos. Mit dem für ihre Mitmenschen zunehmend unverständlichen bis unverzeihlichen Verhalten seiner unkonventionellen Hauptfigur stellt der Film Geschlechterrollen und -klischees auf den Kopf und in Frage.

Taugt das was?
Ja, durchaus. Der Film ist ein echter Hingucker in vielerlei Hinsicht, man weiss angesichts der vielen teilweise bizarren Bildwelten gar nicht, wo man hingucken soll. Großartig sind außerdem die Darsteller, die trotz wahrlich fantastischen Story (Bellas ‚Emanzipation‘ sorgt für eine Reihe denkwürdiger Momente) für eine glaubwürdige psychologische Erdung sorgen. Nicht zu vergessen der oft entlarvende, beinahe bösartige Humor, der sowohl in den Bildern als auch den Dialogen steckt. Was fehlt, ist ein überraschendes Element oder ein Kniff, der für zusätzliche Tiefe sorgen könnte. „Poor Things“ folgt einem sehr klaren Schema; sobald man das erkannt hat, nimmt die Spannung und damit das Vergnügen leidet recht deutlich ab.

Wo kann ich das gucken?
Im Kino.

7/10