Mit „The Island“ kommt nun ein weiterer Sommerblockbuster von 2005 auf DVD in die Läden, den ich im Kino verpasst habe. Das könnte schon daran gelegen haben, dass ein gewisser Michael Bay die Regie führt, der unter anderem „Armageddon“, „Pearl Harbor“ und „Bad Boys 2“ verbrochen hat. Deshalb gleich die gute Nachricht vorweg: sein neuester Film ist besser als die eben genannten. Ein besonders dickes Lob ist das angesichts der Grottigkeit seines Schaffens allerdings nicht.In einem geheimen unterirdischen Labor hält eine Biotech-Firma in der nahen Zukunft einen Haufen menschlicher Klone unter Verschluss. Von ihren wohlhabenden Originalen in Auftrag gegeben, sollen sie später als menschliches Ersatzteillager dienen. Natürlich kann man den armen Geschöpfen das so nicht verkaufen. Sie leben in dem Glauben, eines Tages das große Los zu ziehen und die Lotterie zu gewinnen. Es winkt eine Reise zur namensgebenden Insel, die jedoch in Wirklichkeit bloß bedeutet, dass der Gewinner zur Schlachtbank geführt wird. Zu den in putzige weiße Anzüge gekleideten Klonen gehören auch Lincoln Six Echo (Ewen McGregor) und Jordan Two Delta (Scarlett Johansson). Lincoln bekommt langsam Zweifel ob der wahren Natur ihrer Verwahrungsanstalt und will den Dingen auf den Grund gehen. Gerade noch rechtzeitig, denn kurz darauf „gewinnt“ Jordan die Lotterie…
Gemeinsam flüchten die beiden nach Los Angeles und machen sich auf die Suche nach ihren so genannten Sponsoren, ihren Doppelgängern. Wie gewohnt lässt sich Bay dabei nicht lange bitten und fährt große Action auf. Um es positiv auszudrücken: keiner lässt vor laufender Kamera spektakulärer Autos kaputt gehen und explodieren. Der Mann ist da wirklich vom Fach. Leider dauert das alles recht lange, so dass man Gefahr läuft, ein wenig angeödet zu sein. Zumal das bei der Verfolgung anfallende andauernde Helikopter-Geschwirre ebenfalls in die Kategorie unnötig fällt. Die Story entwickelt sich recht konventionell weiter, einige reizvolle Szenen können nicht darüber hinwegtäuschen, dass aus dem Stoff mehr rauszuholen gewesen wäre.
Mit seinen Figuren weiß der Film nicht sehr viel anzufangen. Scarlett Johansson sagt nie mehr als zwei Sätze am Stück und wird ansonsten stumpf durch den Plot gejagt. McGregors Rolle ist etwas weniger eindimensional, unter anderem weil er tatsächlich auf Tom Lincoln trifft, der ihn als Klon in Auftrag gab. Auch diese Figur ist richtig mies entwickelt und zum Glück recht bald raus aus der Handlung. In einer unterhaltsamen Nebenrolle gibt es noch Steve Buscemi zu sehen, retten kann der aber auch nichts mehr. Als Bösewicht und Chef der Klonfirma macht Sean Bean eine recht gute Figur, als dessen Kopfgeldjäger verdingt sich Djimon Hounsou.
Nach dem guten ersten Akt wird „The Island“ nach und nach zum zwiespältigen Vergnügen. Sicher gibt es schöne Bilder, und krachen tut es auch ordentlich. Doch die wenig interessanten Charaktere, gepaart mit zahlreichen Logikfehlern und mangelndem Sinn für die richtige Erzählweise fördern nicht gerade das Sehvergnügen. Obwohl durchaus guckbar ist hier in erster Linie Potential verschenkt worden. Und das ist wirklich schade.
6/10