Filmkritik: Flight

FlightDrama, USA 2012

Regie: Robert Zemeckis; Darsteller: Denzel Washington, Kelly Reilly, Don Cheadle, John Goodman

Auf einem Linienflug von Orlando nach Atlanta gerät ein Flugzeug in schwere Turbulenzen und hat einen technischen Defekt. Die Flugkünste von Kapitän Whip Whitaker retten den Flieger in eine spektakuläre Bruchlandung, bei der ’nur‘ sechs Menschen ums Leben kommen. Während die Medien Whitaker als Helden feiern, prüfen die internen Ermittler seine Blutwerte – und finden sowohl Kokainspuren als auch einen extrem hohen Alkoholpegel.

Flight“ bezieht seine Dramatik aus der Frage, ob Whitaker – mit Unterstützung seiner Airline und der Pilotengewerkschaft – heil aus der Sache rauskommt oder nicht. Ob er schuldig im Sinne der (nie ausgesprochenen) Anklage ist, darüber gibt es keine Zweifel. Whitaker  säuft schon kurz nach der Bruchlandung wieder weiter. Funktionieren tut der Film wegen der einfachen, konsequent erzählten Geschichte und den starken Darstellern. Kelly Reilly spielt schöne Frau mit finsterer Drogenvergangenheit, die Whitaker im Krankenhaus trifft und die kurz darauf bei ihm einzieht. Don Cheadle spielt äußerst zurückhaltend einen ehrgeizigen Anwalt, John Goodman gibt den jovialen Koksdealer.

Vor allem aber glänzt Denzel Washington als hochtalentierter, intelligenter Alkoholiker, dem sein gesamtes Umfeld seit Jahren völlig zurecht Realitätsverlust vorwirft, und der doch immer weiter trinkt und noch stolz auf seine Fliegerei ist. Auch wenn sicher kein Passagier einsteigen würde, wenn er um die Leberwerte des Piloten wüsste.

Nach meinem Geschmack hätte „Flight“ knapp 15 Minuten früher enden können, denn was nach dem Finale kommt ist schon ziemlich vorhersehbar. Doch die Katharsis sei dem Stoff letztlich gegönnt, zumal sie ebenfalls stark gespielt ist. Ein niveauvolles Drama wird nicht jeder hinter diesem Film vermuten, aber genau das wird geboten. Nicht ohne kleinere Schwächen oder Längen vielleicht, dafür überzeugend und fast durchweg richtig spannend.

4/5