Kurzkritik: Anatomie eines Falls

Drama/Krimi, 2023

Regie: Justine Triet; Darsteller: Sandra Hüller, Swann Arlaud, Milo Machado-Graner

Worum gehts?
Das Schriftsteller-Ehepaar Sandra und Samuel lebt gemeinsam mit dem sehbehinderten Sohn Daniel in einem Chalet in den französischen Alpen. Als Samuel aus einem der oberen Stockwerke ihres Chalets in den Tod stürzt, gerät Sandra unter Verdacht. War die Ehe kaputt, hat sie ihren Mann umgebracht? War es ein Unfall? Oder doch Selbstmord?

Was soll das?
„Anatomie eines Falles“ ist ein psychologisches Kammerspiel, das etwa zu gleichen Teilen vor Gericht und (teils in Rückblenden) rund um das malerisch gelegene Landhaus spielt. Der Film fordert das Publikum heraus, indem er weder einfache Antworten liefert, noch klare Sympathien für seine Figuren verteilt. Die Spuren und Indizien sind so uneindeutig, dass die Schuldfrage scheinbar nur anhand von Spekulationen geklärt werden kann…

Taugt das was?
Ja. Der Film ist von Beginn an fesselnd, erschafft ein einfaches und doch vielschichtiges Szenario. Und nimmt es dann – wie der Titel verspricht – mit chirurgischer Präzision und handwerklich komplett schnörkellos auseinander. Als „heimliche Hauptdarsteller“ lassen sich dabei die komplizierte Beziehung des Ehepaars sowie der Hund ihres Sohnes bezeichnen (der es dann ja sogar bis in die Oscarverleihung gebracht hat).

Wo kann ich das gucken?
Hier.

Sonst noch was?
Der „Fall“ im Titel könnte natürlich sowohl den Sturz als auch die Verhandlung vor Gericht meinen. Das im französischen Originaltitel verwendete Wort „chute“ ist jedoch eindeutig der Fall im Sinne von Sturz.

8/10