Kurzkritik: May December

Drama, 2023

Regie: Todd Haynes; Darsteller: Julianne Moore, Natalie Portman, Charles Melton

Worum gehts?
Um die Schauspielerin Elizabeth (Portman), die sich zur Vorbereitung auf ihren neuen Film mit der Frau trifft, die sie darin spielen soll. Das ist Gracie (Moore), die vor 24 Jahren eine Beziehung mit dem Teenager Joe (Melton) anfing, mit dem sie immer noch zusammen ist.

Was soll das?
Der Film geht der Frage nach, wie die Geschehnisse von einst aus heutiger Sicht zu bewerten sind. Ist Gracie (die einige Zeit ins Gefängnis musste) moralisch schuldig? Ist nicht die Familie, die sie mit Joe gegründet hat, Beweis dafür, dass sich hier einfach zwei liebende Menschen mit großem Altersunterschied gefunden haben? Oder gibt in der Geschichte auch echtes Leid – und damit auch echte Leidtragende?

Taugt das was?
Ja. „May December“ entwirft ein glaubwürdiges Szenario und schafft mit dem „Film im Film“ und der von ganz eigenen Motivationen getriebenen Annährung einer Schauspielerin an ihre Rolle zusätzliche Spannung. Getragen von einem durchgängig starken Ensemble entwickelt sich das Geschehen weitgehend plausibel, was angesichts der psychologisch komplexen Konstellation durchaus bemerkenswert ist. Wie der Film seine zentrale Frage beantwortet bleibt am Ende jedem Zuschauer selbst überlassen – was aber nicht heisst, dass der Film versucht, sich ohne Haltung aus der Affäre zu ziehen.

Wo kann ich das gucken?
Bei Netflix.

8/10