Filmkritik: The Woman in the Fifth

The Woman in the FifthDer seit längerem erfolglose Schriftsteller und Professor Tom (Ethan Hawke) fährt nach Paris, um sich mit seiner dort lebenden Frau zu versöhnen. Doch daraus wird nichts, auch die Kontaktaufnahme mit seiner Tochter gestaltet sich schwierig. Stattdessen landet Tom in einem abgewrackten Café am Rande der Stadt, in dem man ihm ein Zimmer anbietet. Bald schiebt er für den ominösen Besitzer Sezer Nachtschichten in einem einsamen Raum unter der Erde, um sich über Wasser zu halten.

Kurz darauf trifft er bei einer Kulturveranstaltung die attraktive Witwe Margit (Kristin Scott Thomas), mit der er eine Affäre beginnt. Margit wird seine Muse, während Tom auch mit der jungen Bedienung im Café anbandelt – die pikanterweise Sezers Freundin ist. Bald darauf gerät Toms Welt durch eine Entführung völlig aus den Fugen…

„The Woman in the Fifth“ lässt viele zentrale Fragen der Story unbeantwortet und wird schon deshalb vielen nicht gefallen. Warum Toms Frau im Streit zurück nach Paris ging etwa, oder warum Tom ihr mit Jahren Verspätung nun gefolgt ist. Auch der Rest der Geschichte ist absichtlich nebulös geraten. Sehr zurückgenommen und karg erzählt der Film eine Geschichte, bei der man früh ahnt, dass sie mit doppelten Böden und Fallstricken arbeitet.

Weil die Schauspieler überzeugen schafft es der Film, sein Publikum weitgehend bei Laune zu halten. Zum Ende hin verspielt er allerdings eine Menge Kredit. Nicht deshalb, weil er viele Fragen offen lässt, sondern weil es so scheint, als seien die Antworten auch irgendwie egal. Zumindest in einigen zentralen Punkten müsste der Film Stellung beziehen, um der Geschichte die nötige Schwerkraft zu verleihen. Eine handwerklich gelungene Fingerübung zu Literatur, Fiktion, Wahnsinn und Realität, mehr leider nicht.

3/5