Gamer

Die Regie-Duo Neveldine/Taylor hat mit den zwei „Crank“-Filmen erfolgreich auf sich aufmerksam gemacht. Die beiden Action-Feuerwerke kamen mit dezentem Budget aus und machten trotzdem mächtig Kasse – auch wenn Teil zwei ein wenig hinter den Erwartungen zurückblieb. Die Mixtur aus völlig übertriebenen Actionszenen, wahnwitzigen Stunts, politischer Unkorrektheit und schrägem Humor fand großen Anklang beim jungen Publikum. Rasende Geschwindigkeit und permantes akustisches Getöse waren Programm, Story und Charaktere nur Staffage. „Crank“ machte keinen Hehl daraus, sondern spielte selbstironisch darauf an.

Nun haben die beiden Newcomer ihren dritten Film fertig. „Gamer“ trägt in vielen Belangen dieselbe Handschrift, ist aber ein wenig komplexer geraten. In einer wilden Mischung aus „Running Man“, „eXistenz“ und „Matrix“ gibt es Science-Fiction, Satire und – natürlich – eine Riesenportion explosiver Actionszenen. Die USA in naher Zukunft: die Menschen sind von Videospielen mit menschlichen Avataren fasziniert. Herr über die schöne neue Spielewelt ist deren Erfinder Castle (Michael C. „Dexter“ Hall). Sein neuester Streich ist „Slayers“, in dem zum Tode veruteilte Gefangene per Chip im Gehirn von den Spielern ferngesteuert werden.

Einer dieser Gefangen ist Kable (Gerard Butler), der sich durch die brutalen täglichen Levels von „Slayers“ ballert,  ferngesteuert durch den talentierten Teenager Simon. Nach erfolgreichem Abschluss eines Levels endet die Fernsteuerung, die menschlichen Avatare sind (in Gefangenschaft) wieder sie selbst. Kable weiss, dass er keine Chance hat, das Spiel zu überleben und sucht nach einem Ausweg. In Rückblenden erfährt das Publikum, dass er zu Unrecht im Knast gelandet ist, und dass seine Frau (Amber Valetta) sich ihren Lebensunterhalt als würdeloser Avatar in einem anderen Rollenspiel verdient.

Kable kämpft um seine Freiheit und Rückkehr in die Gesellschaft. Die Rolle des Bösewichts spielt der Über-Nerd Castle. Hilfe bekommt der unfreiwillige Held von einer Hackergruppe namens ‚Humanz‘, die gegen die unmenschlichen Spiele und ihren Einfluss auf die Gesellschaft aufbegehren. „Gamer“ kämpft dabei in knapp 90 Minuten Laufzeit an allzu vielen Fronten. Als filmgewordener Ego-Shooter hetzt er Kable durch die kriegsähnlichen Ballerszenarien – die zwar hektisch und extrem brutal sind, aber nicht wirklich spannend oder mitreißend. Parallel zeichnet er ein zynisches, satirisches Bild der nahen Zukunft, dass leider unvollständig und wenig plausibel bleibt. Schließlich kommt noch ein vorhersehbares, hektisches Drama hinzu, dass die Story zu seinem recht trashigen Finale führt.

Die einzelnen Teile des Films kommen dabei nicht zum Luft holen. Die Satire verschwindet hinter der Action, die Figuren hinter dem 08/15-Drama. Die Schauspieler können das nicht verhindern, auch wenn Butler und Hall jeweils gut besetzt sind. Die hoffnungslos übertriebene und schrille Inszenierung ist einzig dem Tempo verpflichtet – das ist aus „Crank“ bereits bekannt. „Gamer“ bietet aber eine ungleich kompliziertere Geschichte, die dabei völlig unter die Räder gerät und einfach keinen Sinn mehr ergibt. Einige Ansätze des Films sind interessant, etwa das konsequente Weiterdenken des „Todesspiels“ in Zeiten von Online-Games und Virtual Reality. Anstatt dies zu vertiefen verlassen sich Neveldine/Taylor auf Ballerorgien und viel nackte Haut. Kurzweilig, explosiv und ultimativ recht belanglos rauscht der Film so an seinem Publikum vorbei.

3/5