The Assassination of Richard Nixon

Attentate auf den Präsidenten haben durchaus Tradition im US-Kino. Vom „Manchurian Candidate“ von 1962 über „In the Line of Fire“ in den Neunzigern, zuletzt dann ein Remake des ersteren. Kein Wunder, immerhin wurden in der Geschichte der USA immer wieder Anschläge auf das Staatsoberhaupt durchgeführt, mit unterschiedlichem Erfolg. Der Versuch eines Einzeltäters im Jahre 1974 Richard Nixon umzubringen gehört zu den weniger bekannten. Basierend auf der wahren Geschichte des Vorfalls erzählt „The Assassination of Richard Nixon“ von den letzten zwei Wochen, bevor sich Sam Bicke (Sean Penn) aufmachte, mit einem großen Knall die Welt zu verändern.Bicke ist ein Verlierertyp, der in seinem Umfeld zunehmend die Orientierung verliert. Sein ausgeprägter Sinn für Gerechtigkeit wird fatal ergänzt durch einen immensen Minderwertigkeitskomplex und die Unfähigkeit zu sozialem Verhalten. Seine Frau Marie (Naomi Watts) hat ihn mit samt den Kindern bereits verlassen, mit seinem geschäftstüchtigen Bruder hat er sich überworfen. Bicke verdient sein Geld als Verkäufer in einem Geschäft für Büromöbel, eine Anstellung die seine Isolierung nur noch vergrößert. Seine ganze Hoffnung liegt in der Bewilligung eines Kredits, mit dem er gemeinsam mit seinem Partner Bonny (Don Cheadle) eine mobile Reifenhandlung eröffnen will.

Getragen wird der Film in erster Linie durch die starke Leistung seines Hauptdarstellers. Penn versteht es, die Zerrissenheit seiner Figur sichtbar zu machen. Seine – teilweise – guten Absichten führt er mit seinen jämmerlichen Auftritten ad absurdum, seine Einsamkeit ist eine logische Folge davon. Seine Unterhaltung mit einem Mitglied der „Black Panther“-Bewegung ist der traurige Höhepunkt. Szenen, in denen Bicke dem Publikum Mitleid abtrotzt wechseln sich ab mit solchen, in denen er sich durch eigenes Unvermögen ins Unrecht setzt. Während sich im Fernsehen der Präsident mit immer neuen Lügen und Beteuerungen gegen den Niedergang stemmt, sieht Bicke irgendwann nur noch eine riesige Verschwörung gegen den „kleinen Mann“ der amerikanischen Gesellschaft, mit anderen Worten: gegen sich selbst.

Regisseur Niels Mueller gelingt ein gelungenes Portrait eines Außenseiters, dessen private Nöte ihn zum fanatischen, verstörten Aktivisten machen. Sein Protest gegen die „ungerechte Gesellschaft“ ist dabei jedoch nur Ausdruck seines eigenen Scheiterns. Der Zuschauer ist in der Lage, die Figur zu verstehen, entwickelt aber keine großen Sympathien. Spannend bleibt die Geschichte trotzdem bis zum Schluss, über den ich nicht zu viel verraten will. Es ist bekannt, daß Richard Nixon nicht vor seinem erzwungenen Rücktritt ermordet wurde. Aber dass jemand genau so etwas vorgehabt hat, und dies auf eine beängstigend moderne Weise hallt noch nach Ende des Films im Gedächtnis nach.


7/10