Filmkritik: The Great Gatsby (2D)

The Great Gatsby PosterDrama, USA/Australien 2013

Regie: Baz Luhrman; Darsteller: Leonardo DiCaprio, Tobey Maguire, Carey Mulligan, Joel Edgerton

Dass „The Great Gatsby“ ein knallbuntes Spektakel werden würde, das war klar, seit es die ersten Trailer zu sehen gab. Eigentlich war es schon vorher klar, denn Baz Luhrmann dreht gern bunte Spektakel, siehe etwa „Romeo & Juliet“, „Moulin Rouge“ oder „Australia“. Nun hat der Australier sich mit riesigem Budget und großen Stars einen der berühmtesten Romane der US-Literatur vorgeknöpft.

Der ganze Pomp scheint auf den ersten Blick nicht schlecht zu der in den Roaring Twenties spielenden Story um den mysteriösen, unermesslich reichen Gatsby (DiCaprio) und seine unerfüllte Liebe für Daisy (Mulligan) zu passen. Doch ganz so einfach ist das nicht, denn der Roman ist voll von Zwischentönen und subtilen Botschaften, die hier weitgehend dem cineastischem Hammer zum Opfer fallen.

Die Schauspieler können dabei zwar überzeugen (auch wenn ich Carey Mulligan eher als Fehlbesetzung sehe, macht sie keinen schlechten Job), und die Kamerafahrten, Sets und Effekte sind oft mächtig beeindruckend. Doch spätestens in der zweiten Hälfte des Films fällt auf, dass „The Great Gatsby“ anno 2013 keine zündende Idee hat, wie er aus der schwer verfilmbaren (u. a. weil von einem sehr passiven Erzähler geschilderten) Story ein packendes Drama machen könnte.

Die Schlüsselsätze und -szenen sind fast komplett enthalten, doch sie bleiben seltsam blass und scheinen mit dem gezeigten Geschehen nur am Rande in Verbindung zu stehen. Auch probieren Luhrman beziehungsweise seine Autoren gar nicht erst, aus den vielen enthaltenen Motiven und Subtexten der Vorlage eine Brücke in die Gegenwart zu schlagen. Dabei bietet sich die prototypische Zweiklassengesellschaft des Romans oder die Verschwendungssucht der Eliten  (um nur zwei offensichtliche Möglichkeiten zu nennen) dafür prächtig an.

Unterhalten wird man vom Film trotz der genannten Mängel sehr gut. Der Stoff hat seine Faszination nicht verloren, und zuweilen macht die überdrehte Inszenierung in der Ästhetik von Musikvideos der späten Neunziger (unterlegt mit aktueller R’n’B-Musik von Beyoncé und Lana Del Rey) auch einfach Spaß. Die 3D-Effekte sind mir am heimischen Fernseher verwehrt geblieben; sie werden den Schauwert sicher noch erhöhen. Ein ambitionierter Film, der sich mutig an eine Säule der US-Literatur (in den USA muss JEDER Schüler dieses Buch lesen) heranwagt. Er scheitert daran, aber immerhin scheitert er mit Pauken und Trompeten.

3/5