Filmkritik: Stoker

Stoker FilmposterDrama/Thriller, USA 2013

Regie: Park Chan-Wook; Darsteller: Mia Wasikowska, Matthew Goode, Nicole Kidman

Nach dem Unfalltod des Architekten Richard Stoker bekommen dessen Witwe Evelyn (Kidman) und Tochter India (Wasikowska) unerwartete Gesellschaft auf ihrem herrschaftlichen Anwesen in Neuengland. Richards kleiner Bruder Charlie (Goode) zieht nach einer mehrjährigen Auslandsreise bei ihnen ein. Von Beginn an macht „Stoker“ klar, dass mit Charlie irgendetwas nicht stimmt. Zu  perfekt ist sein Benehmen, zu offensichtlich seine Avancen (beiden Frauen gegenüber). Die gerade 18-jährige India mißtraut seinen Versuchen, ihr Vertrauen zu gewinnen, instinktiv, ihre dauerbenebelte Mutter ist da schon empfänglicher.

Lange kommt „Stoker“ wie eine – extrem stylishe – Mischung aus Edgar Allan Poe und Hitchcock daher. Indias erwachendes sexuelles Verlangen sowie Charlies mysteriöse Agenda und Herkunft bestimmen in dem morbiden Setting gemeinsam mit einigen Todesfällen den Verlauf der Story. Der enttäuschende dritte Akt des Films schafft es dann aber leider nicht, die durchaus interessante Disposition mit ihren schwelenden Konflikten überzeugend aufzulösen.

Trotz sehr guter Leistungen der drei Hauptdarsteller bleibt „Stoker“ ein oberflächlicher Film, der geschickt mit Zitaten und Stimmungen spielt, aber kein solides erzählerisches Fundament besitzt. Weil das erst spät im Film deutlich wird können die ersten zwei Drittel des Films (scheinbar) überzeugen – rein handwerklich schafft Regisseur Chan-Wook („Durst„) hier großes Kino. Ein Film für die Galerie also, eine schicke Übung, deren Ende nicht so recht zum Rest passen will. Und daher eben kein Film, über den man in ein paar Jahren noch reden wird. Trotz der schönen Bilder…

3/5