Drama/Satire, 2025
Regie: Ari Aster; Darsteller: Joaquin Phoenix, Pedro Pascal, Emma Stone, Deirdre O’Connell, Austin Butler
Die Corona-Pandemie ist eine Sache, die so ziemlich jeder Mensch gerne vergessen will. Ich habe bisher genau einen Roman gelesen, der sich damit beschäftigt hat („Our Country Friends“ von Gary Shteyngart – gutes Buch). Und ich glaube mit Ausnahme einiger Serien, in der die Pandemie irgendwie nicht aus der Handlung rausgehalten werden konnte, ist nun „Eddington“ der erste Film dazu.
Die Handlung spielt in einer gleichnamigen fiktiven Kleinstadt in New Mexico. Es ist Ende Mai 2020, die Maskenpflicht ist auf dem Höhepunkt, die Gesellschaft in Bezug auf den Umgang mit der Pandemie zunehmend gespalten und in Teilen auch radikalisiert – nicht zuletzt durch krude Verschwörungstheorien. Zusätzlich ist das politische Klima aufgeheizt durch die Tötung von George Floyd in Minneapolis, während sich Donald Trumps erste Amtszeit langsam dem Ende zuneigt.
„Eddington“ beginnt als schwarze Komödie, in der sich der konservative Sheriff Cross (dem die Maßnahmen zu weit gehen) und der liberale Bürgermeister Garcia (der sie verteidigt und richtig findet) gegenüber stehen. Masken tragen, Abstand halten, keine größeren Versammlungen – beim Anblick all dieser Dinge im Filme habe ich erst gemerkt, wie vehement ich sie aus meinem Gedächtnis gestrichen habe.
Der Konflikt der beiden Männer – soviel wird bald verraten – hat aber auch noch gänzlich andere Hintergründe. Und auch der Film schlägt noch die eine oder andere neue Richtung ein. Denn der politische Showdown zwischen Cross (der spontan zur Bürgermeisterwahl antritt) und Garcia findet bald ein jähes Ende. Der Ton des Films wird ätzender, die Handlungen der Figuren drastischer, die Lage eskaliert in jeder Hinsicht.
Regisseur Ari Aster, bekannt geworden mit „Hereditary“ und „Midsommar“ (die ich beide zu meiner Schande immer noch nicht gesehen habe) und zuletzt mit dem Flop „Beau is Afraid“ im Kino, zieht hier eine Menge Register. Er ist sichtlich bemüht, möglichst viele Aspekte der Pandemie und ihren Folgen auf den Alltag der Menschen irgendwie zu berücksichtigen – bevor er sie genüßlich in den Fleischwolf schmeisst und quasi den eigenen Plot anzündet.
„Eddington“ ist in fast jeder Hinsicht ein interessanter Film geworden, dazu gut gespielt und visuell überzeugend. Allerdings eben auch ziemlich gaga und mit fast 150 Minuten lang genug, um dem Zuschauer sehr viel Geduld abzuverlangen. Mir hat der wilde Ritt durchaus Spaß gemacht, aber ein bisschen zugespitzter und kürzer hätte es schon sein können…
Wo kann ich das gucken?
Deutscher Kinostart ist der 20. November
7/10