Filmkritik: Behind the Candelabra

Behind the CandelabraDrama/Biografie, USA 2013

Regie: Steven Soderbergh; Darsteller: Michael Douglas, Matt Damon, Rob Lowe

Mir persönlich war der US-amerikanische Klavier-Virtuose und Entertainer Liberace vor diesem Film kein Begriff – was bei einer Film-Biografie wie „Behind the Candelabra“ natürlich den Vorteil bringt, dass man nicht weiss, wie das ganze enden wird. Steven Soderbergh konzentriert sich in seinem Film auf die späten Jahre im Leben seiner Hauptfigur. Die Handlung setzt 1979 ein, als Liberace mit Ende fünfzig in Las Vegas jeden Abend zwei umjubelte Shows spielt. Über einen Bekannten lernt er den jungen Scott Thorson (Matt Damon) kennen, bald darauf sind die beiden ein Paar. Allerdings ein recht heimliches Paar, denn Liberace bestritt zu Lebzeit vehement, homosexuell zu sein.

Nach glanzvollem Beginn haben die beiden bald mit ernsten Problemen zu kämpfen. „Behind the Candelabra“ beleuchtet dabei die Abgründe des Showbusiness ebenso wie die abenteuerlichen Anwandlungen von Liberace. Der Film zeichnet ein scharfes Bild der Celebrity-Kultur, samt Größenwahn und bizarrem Körperkult – aber auch mit ruhigen, berührend menschlichen Szenen. Den beiden Hauptdarstellern ist zu verdanken, dass man bald über die Tatsache hinwegsehen kann, dass etwa gerade Michael Douglas Matt Damons Beine streichelt oder dergleichen (es wird deutlich expliziter). Nach kurzer Zeit sieht man nur noch die Figuren, die beide spielen, und nicht die – teilweise unter massig Makeup versteckten – Hollywoodstars.

Neben den Darstellern sind auch Ausstattung, Musik und Bilder absolut überzeugend geraten. Das Drehbuch versteht es zudem geschickt, allen Entwicklungen ausreichend Zeit zu geben, ohne dabei zu langweilen. „Behind the Candelabra“ erzählt mit Anspruch und Humor eine interessante Episode der jüngeren US-Popkultur. Innovativ oder skandalös ist der Film (trotz ein paar Sexszenen) nicht geworden, sondern souverän inszeniertes Kino. Wobei der Film – zumindest in den USA – gar nicht im Kino laufen wird. Soderbergh hat ihn für den Kabelsender HBO gedreht. Was ja gut zu seiner jüngst verkündeten Ansicht passt, die Zukunft von Qualitätsdramen liege im Bezahlfernsehen.

4/5