Filmkritik: „Der Gott des Gemetzels“

Der Gott des GemetzelsEiner der besten Filme des Jahres 2011 ist gleichzeitig einer der kürzesten. Gerade mal knapp 80 Minuten benötigt Roman Polanski in „Der Gott des Gemetzels“ (Originaltitel „Carnage“) für eine extrem bissige Komödie um den ganz alltäglichen Wahnsinn im Leben zweier Ehepaare. Der Film basiert auf einem Theaterstück und beschränkt sich räumlich komplett auf eine Wohnung New York City, in der die Longstreets die Cowans empfangen um ein Problem aus der Welt zu räumen.

Das Problem besteht darin, dass der Sohn von Nancy und Alan Cowan (Kate Winslet und Christoph Waltz) dem Sohn von Penelope und Michael Longstreet (Jodie Foster und John C. Reilly) mit einem Stock zwei Zähne ausgeschlagen hat. So geht es natürlich nicht, da sind sich alle einig. Zu Beginn des Films wollen die Cowans eigentlich schon gehen, nachdem man sich bereits auf eine schriftliche Beschreibung der Tat geeinigt hat. Doch so ganz sind die Unstimmigkeiten noch nicht ausgeräumt, und man findet sich bald gemeinsam bei Kaffee und Kuchen am Couchtisch wieder.

Alan Cowan, ein Anwalt und Workaholic, hat für die ganze Angelegenheit dabei nur begrenzt Nerven und telefoniert ständig mit seinem Blackberry . Das wiederum mißfällt seiner Gattin, die sich von Penelope zunehmend als Mutter angegriffen fühlt. Michael bemüht sich, die Wogen ein wenig zu glätten. Aber der Film hieße nicht „Der Gott des Gemetzels“ wenn es ihm gelingen würde…

Es fliegen bald buchstäblich die Fetzen, es wird gestritten, diskutiert, verhöhnt, geweint und gelacht. Von Polanski mit ruhiger Hand und großartigem Timing inszeniert kippt langsam, aber sicher die Stimmung. Bald geht es nur noch am Rande um die Rauferei der beiden Söhne, es ist ein Kampf der Egos entbrannt, in dem keiner zurückstecken möchte. Interessanterweise verschieben sich die Fronten zwischen den Charakteren immer wieder, mal ziehen die Herren an einem Strang, dann die Damen, und schließlich auch mal über Kreuz.

Die Schauspieler haben sichtlich Spaß an ihren Rollen, ich würde mich nicht wundern wenn sie alle vier – völlig zu Recht – für Oscars nominiert werden. Auch wenn es um ernste Themen geht ist der Film letztlich eine Komödie, die eine Menge Lacher zu bieten hat. Die herrlich spitzen bis bösartigen Dialoge bereiten großes Vergnügen, die angespannte Stimmung sorgt für zusätzlichen Reiz. So einfach kann großes Kino sein.

5/5

 

 

Ein Kommentar

  1. Was du hier so schreibst, ist gar nicht mal falsch, aber ob er zu den besten Filmen des Jahres gehört, würde ich verneinen. Vermutlich stehe ich einfach nicht so recht auf Filme, die nur in einem Wohnzimmer spielen.

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