Der deutsche Filmproduzent Christoph Müller stellt in der SZ eine einfache Frage. Angesichts der gewaltigen Budget-Unterschiede von Blockbustern und z. B. heimischen Produktionen, so Müller, müssten nicht die Filme an der Kinokasse auch unterschiedlich teuer sein (hier der ganze Gastbeitrag)?
Auf den ersten Blick klingt das logisch. Und Müller bietet auch ein paar solide Argumente, kann mich aber trotzdem nicht überzeugen. Denn natürlich sind teure Produktionen für die Kinos ohnehin teurer im Einkauf bzw. in der Miete. Da wird also schon ein Unterschied gemacht. Den Kinobetreibern stünde es frei, für Bond oder Star Wars mehr Eintritt zu verlangen. Sie holen ihre Extrakosten aber in aller Regel damit rein, dass mehr Zuschauer kommen, die Säale also besser ausgelastet sind. Und diese Zuschauer kaufen auch mehr Popcorn, Eis, Bier und was auch immer.
So funktionieren die großen US-Produktionen. Die ja gerne auch noch mit Merchandising (siehe „Transformers“) was dazuverdienen, und zudem meist strategisch auf einen riesigen, weltweiten Markt ausgerichtet sind. Nimmt man also die $ 180 Mio., die etwa „Terminator: Salvation“ gekostet hat und sieht sich dann an, auf welchen Märkten der Film große Chancen besitzt relativiert sich das Risiko etwas – auch wenn die Summen natürlich gewaltig sind.
Nun ist Müller deutscher Produzent, und ich unterstelle mal, dass er mit seinem Vorschlag dem deutschen Film unter die Arme greifen möchte. Das ist sein gutes Recht. Doch gerade in den Großstädten ist sein Vorschlag wenig weiterführend. Es gibt ja bereits kleinere Kinogruppen, die sich auf deutsche Filme und Arthouse-Kino spezialisert haben. Ihre Preisgestaltung machen sie allein, und nicht selten kosten Filme weniger, wenn sie bereits eine Weile auf dem Markt sind.
Die Herren in den Chefetagen der Multiplexe sind ebenfalls nicht dafür bekannt, dass sie kein zusätzliches Geld nehmen würden. Sofern es sich denn verdiene ließe, indem „billigere“ Filme günstiger macht. De Facto gibt es aber beim Publikum wohl kein solches „Preis-Leistungs-Bewusstsein“. Wer ins Kino geht, der sucht nach eigenen Vorstellungen den Film aus. Und geht dabei von einheitlichen Preisen aus. Glaubt irgendjemand ernsthaft, ein bis zwei Euro mehr oder weniger für die verschienden Filme würde an der Entscheidungsfindung des Publikums etwas grundsätzliches ändern?
Ich jedenfalls nicht. Für mich gibt es drei Arten von Filmen:
- die, die ich gerne und zeitnah sehen will, am liebsten im Kino
- die, die ich sehen will, aber mir wohl zuhause angucke
- die Filme, die ich einfach nicht sehen will
Wer mich kennt, der weiss, dass ich kein großer Fan des deutschen Films bin. „Chiko“ und „Dorfpunks“ werde ich auf DVD mitnehmen, ins Kino bin ich für 6 Euro pro Ticket nicht gegangen, und ich wäre auch nicht für drei Euro gegangen. Das Nischendasein des deutschen Kinofilms kann den Produzenten nicht gefallen, es ist richtig, dass sie sich dagegen stemmen. Aber vielleicht hat die (fehlende) Werztschätzung des Publikums auch etwas mit Machart und Qualität der Filme zu tun.