The International

Banker haben ja zur Zeit nicht eben die besten Image-Werte, und Tom Tykwers Berlinale-Eröffnungsthriller „The International“ wird daran sicher nichts ändern. Die Bösewichter seines Films sind die Top-Leute einer luxemburgischen Bank, die per Waffenhandel und der Kontrolle von Staatsschulden den großen Reibach machen möchten. Ihre Deals wickeln sie im Verborgenen ab, wenn unangenehme Infos an die Außenwelt gelangen machen sie mit allen Beteiligten kurzen Prozess.

Gegen diese Bank und ihre Hauptverantwortlichen (Armin Müller-Stahl und Ulrich Thomsen) stellen sich Interpol-Ermittler Louis Salinger und die New Yorker Staatsanwältin Eleanor Whitman, gespielt von Clive Owen und Naomi Watts. Ihre Ermittlungen werden von gerissenen Anwälten, dem eisernen Gesetz des Schweigens  und der komplizierten Rechtslage erschwert.

„The International“ bietet einen etwas unausgegorenen Mix aus Action, Verschwörung und klassischem Thrill. Weniger gelungen ist die Story, weil sie weder wirklich Aussagekraft besitzt, noch ein schlüssiges Ende findet (Stichwort: Luka Brasi). Mindestens ausbaufähig sind auch die Charaktere, die weitgehend ohne viel Hintergrund oder innere Entwicklung daherkommen und somit ziemlich beliebig wirken. In Watts Fall dreht das Drehbuch ihrer Rolle recht unsanft, aber konsequent den Saft ab. Insgesamt gibt es einige Szenen, die mehr um ihrer selbst willen da sind, als dass sie die Hanldung vorantreiben würden.

Gelungen wiederum sind die kühlen Bilder, die zahlreiche Städte (u.a. Berlin, Paris, Mailand, New York und Istanbul) in ein zwar künstliches, aber zur Story passendes Licht tauchen. In vielen Einstellungen öffnen sich große Räume, die so nur im Kino zu genießen sind – „The International“ dürfte daher auf dem Fernseher zuhause weit weniger Spaß machen. Gelungen ist auch eine ausgiebige, fast übertriebene Shootout-Szene im New Yorker Guggenheim-Museum, in der Tykwer beweist, dass er auch im Action-Genre bestehen kann. Die zahlreichen Anspielungen auf die Verschwörungsthriller der 70er (z.B. „I…wie Ikarus“, „The Conversation“) sind ebenfalls durchaus passend, am deutlichsten schimmern diese Filme in der Attentat-Sequenz in Mailand durch.

So richtig Freude kommt leider zu selten auf in diesem Film, gleichzeitig kann von Langeweile oder ernsthaft schlechten Szenen auch (fast) keine Rede sein. „The International“ zieht sein Publikum anfangs durchaus in seinen Bann, kann aber seine eigenen Versprechen nicht einlösen und wartet an entscheidenden Stellen mit dramaturgischer Mittelmäßigkeit und einfallslosen Dialogen auf. Während einem das auffällt ist man allerdings gut unterhalten und bekommt einiges an Schauwerten zu sehen. Ob dieses Glas nun halb voll oder halb leer ist entscheidet daher bitte jeder schön für sich selbst…

4/5