Der Mann, der niemals lebte (Body of Lies)

Hier mal wieder ein Film aus der Reihe „Beknackte deutsche Übersetzung des Titels“. „Der Mann der niemal lebte“?! WTF? Nun denn, der neue Thriller von Ridley Scott (zuletzt „American Gangster“) spielt im Geheimdienst-Milieu, und zwar sowohl im nahen Osten wie auch an der Heimatfront. Im Außeneinsatz in Bagdad, Amman und ähnlichen Orten ist Agent Roger Ferris (Leo DiCaprio), oft genug per Headset verbunden mit CIA-Spindoctor Ed Hoffman (Russell Crowe), der in Washington nebenbei meist noch seine Kinder versorgt.

Ferris‘ Mission ist es ein islamistisches Terror-Netzwerk zur Strecke zu bringen, und dazu taucht er tief in die Welt von Spitzeln, einheimischen Geheimdiensten und halsbrecherischen Operationen ein. Mehr als einmal steht seine körperliche Unversehrtheit mehr als auf der Kippe. Trotz des quasi tagespolitischen Hintergrunds ist „Body of Lies“ ein lupenreiner Thriller, der in entscheidenden Momenten ganz auf Spannung und übliche Kinodramatik setzt und nicht auf politische Erziehung seines Publikums. Für alle Freunde des gepflegten Agentenfilms sind das gute Nachrichten.

Nun ist es nicht so, dass der Film keine politische Aussagen in petto hätte. Das schwierige Verhältnis der USA zur arabischen Welt wird in aller Schärfe herausgestellt, ebenso wie die Skrupellosigkeit einiger hoher Beamter in Washington. Zum Krieg im Irak im hier und jetzt hat er aber nicht sonderlich viel Bezug, was sicher auch daran liegt, dass alle bisherigen Irakkriegsstreifen derbe gefloppt sind. Geholfen hat dem Film das aber auch nicht, mit einem Einspielergebnis von unter $ 40 Mio. konnte er die Erwartungen des Studios nicht erfüllen.

Handwerklich macht Scott (wie eigentlich immer) nichts falsch, er inszeniert die tempo- und actionreiche Handlung in realistischen Bildern und zeigt immer wieder von Drohnen gemacht Aufklärungsbilder der Schauplätze. Leonard DiCaprio überzeugt in seiner Rolle, wenngleich er in „The Departed“ noch ein gutes Stück besser war (einfachste Erklärung: das war auch ein besserer Film). Russell Crowe ist wie immer solide, doch seiner Figur könnte etwas mehr Hintergrund nicht schaden. Der Verschwörungsplot ist glaubwürdig genug, kleinere Ungereimheiten sind locker zu verschmerzen. Unter dem Strich gibt es also mal wieder…

7/10