Bis jetzt: Nicht so…

besonders toll fand ich das Kinojahr 2007. Wahrscheinlich habe ich aufgrund weniger Zeit auch eine Menge verpasst („Lust, Caution“ z. B.), aber insgesamt scheint mir der Output an sehr guten Filmen recht dürftig. Mit den „Simpsons“ kamen ein paar echte Brüller geflogen, „Rocky Balboa“ lieferte Sozialkritik und Nostalgie, „The Good German“ überzeugte, ohne richtig zu begeistern. Die Sommer-Blockbuster haben Spaß gemacht („Stirb Langsam 4.0„), weniger Spaß gemacht („Spiderman 3„), oder überhaupt keinen Spaß gemacht („Pirates 3„). So finden sich unter meinen bisherigen Lieblingsfilmen des Jahres gleich mehrere Produktionen, die lediglich auf DVD erschienen. Der Beinahe-Western „The Proposition“ etwa, der sich der ureigenen Westernthematik vom Kampf der Zivilisation gegen die „Wilden“ in einem ungewöhnlichen Szenario (Australien) bediente. David Mamet steuerte den feinen Thriller „Spartan“ bei, der neben Spannung und groß aufspielenden Darstellern (Val Kilmer) auch mit starken Dialogen glänzte. Lee Daniels ungewöhnliche Killerballade „Shadowboxer“ glänzte mit einer tadellos inszenierten Geschichte, an der sich Mainstream-Hollywood niemals die Finger verbrennen würde. Und demnächst zeigt Tommy Lee Jones (als Regisseur und Darsteller) mit „The Three Burials of Melquiades Estrada“ ein herrliches Roadmovie mit emotionaler Tiefe und scharfem Blick. Nicht zu vergessen Richard Linklaters „A Scanner Darkly – Der dunkle Schirm„, seiner im Rotoskopie-Verfahren gedrehten Verfilmung eines Romans von Philip K. Dick. Selten war Science-Fiction so gut und so verstörend zugleich.

Im Kino drehten derweil gute bis mittelmäßige Filme wie „The Prestige„, „Shooter“ oder „Hollywoodland“ ihre Runden. Sogar David Fincher enttäuschte ein wenig – sein „Zodiac“ ist zu dokumentarisch, um den Zuschauer so in seinen Bann zu ziehen wie das „Sieben“ oder „Fight Club“ vermochten. Darren Aronofsky’s „The Fountain“ lieferte schillernde Bilder jenseits der Massentauglichkeit, mehr Meditation als Plot, und Ryan Goslings starken Auftritt als Junglehrer in „Half-Nelson“ hat wohl gar niemand gesehen, ähnlich wie den kruden, aber spaßigen Südstaaten-Trash „Black Snake Moan„. Der Sommer stand wiederum im Zeichen von „Shrek 3“, den „Transformers“ und Konsorten. Zwischen drin – erfreulich immerhin – platzierten Tarantino und Robert Rodriguez ihre als Doublefeature geplanten „Grindhouse“-Streifen, und sorgten so für Zerstreuung von der dürftigen Kost der großen Studios. Lobenswerter Lichtblick des Hochsommers: „The Bourne Ultimatum„, der spannend und actionreich zu gefallen wusste. Nicht zu vergessen auch der völlig verhunzte „Bordertown“ mit Jennifer Lopez, der sprichwörtliche Schuss in den Ofen „Ghost Rider“, der grenzdebile Stuss in „Hannibal Rising„, oder die laaaangweilige „Premonition“ von Sandra Bullock.

Wird nun im Herbst doch noch alles besser? Man weiss es nicht und darf es bezweifeln. Ridely Scotts „American Gangster“ mit Russell Crowe und Denzel Washington klingt vielversprechend, weckt aber auch hohe Erwartungen. Alles diesseits von „Scarface“ wäre eine Enttäuschung. Michael Douglas könnte als verschrobener Daddy in „King of California“ was taugen, Ben Afflecks Regiedebut „Gone, Baby, Gone“ schnitt zumindest bei der US-Kritik gut ab. „Mr. Brooks“(Kinostart Ende November) ist per DVD-Import schon zu haben und macht immerhin Spaß, viel schwarzen Humor und ein Faible für nicht ganz ernst gemeinte Thriller vorrausgesetzt. Schorse Clooney gibt sich im Dezember mit „Michael Clayton“ die Ehre, ebenso Russell Crowe und Christian Bale im vielgelobten Western „3:10 to Yuma“. Kurz vor Jahresende läuft dann David Cronenbergs „Eastern Promises“ an, mit Viggo Mortensen und Armin Müller-Stahl.

Die neuen Filme von den Coen-Brüdern, Francis Ford Coppola, Wes Anderson und Woody Allen sind dann erst nächstes Jahr dran, ebenso das Endzeit-Spektakel und Will-Smith-Vehikel „I am Legend“. Vielleicht, vielleicht geht dann ja immerhin 2008 mit ein paar Krachern los. Ob allerdings bis Sylvester noch genug hochgeschätzte Filme anlaufen, um die bisher fünf „Straight-to-DVD“-Streifen aus den Top-10 zu verdrängen wage ich zu bezweifeln…