Lord of War

Vor wenigen Wochen erst warf Ferando Moreilles „Der Ewige Gärtner“ einen Blick auf die fadenscheinigen Machenschaften internationaler Pharmakonzerne. Sicher hatte der ein oder andere schon vorher im Hinterkopf, dass die Herren von der Industrie sich (nicht nur) in Afrika nicht ausschließlich mit Ruhm bekleckern. Trotzdem machte das Thema den Film nicht nur spannend sondern auch über das reine Sehvegnügen hinaus interessant. Ganz ähnlich liegt jetzt der Fall bei „Lord of War“. Diesmal geht es um die Machenschaften eines skrupellosen Waffenhändlers, der auf der halben Welt seinen finsteren Geschäften nachgeht. Nicolas Cage spielt Yuri Orlov, einen Emigranten aus der Ukraine, den es mit seiner Familie nach New Jersey verschlagen hat. Die blutigen Auseinandersetzungen lokaler Gangsterbanden bringen ihn auf die Idee, mit dem Verkauf von Schusswaffen seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Im äußerst zynischen Off-Kommentar gibt Orlov seine Geschäftsphilosophie zum besten, die man getrost als turboliberal bezeichen darf. Der Film folgt Orlovs Karriere von seinen Anfängen mit seinem jüngeren Bruder Vitali (Jared Leto) bis zu den ganz großen Deals, die durch den Zusammenbruch der Sowjetunion möglich werden. Schlussendlich aber landen er und seine Ware meist in Afrika, wo korrupte Herrscher seine tödlichen Lieferungen schon mal mit Diamanten bezahlen.

Während Orlov stolz verkündet, die halbe Welt mit Waffen aller Art zu beliefern, hat er sich in New York City ein trautes Heim geschaffen. Mit seiner Frau Ava, einem Ex-Model, und einem kleinen Sohnemann bewohnt er ein teures Appartment mit allem erdenklichen Luxus. Seiner Frau gegenüber spielt er die Rolle eines internationalen Geschäftsmannes, wodurch sich prima die zahlreichen Trips ins Ausland erklären lassen. Doch ganz ungefährlich ist das Leben für Orlov nicht. Da wären zum einen die unberechenbaren Diktatoren, mit denen Geschäfte zu machen nicht ganz ohne ist. Zudem macht mit Jack Valentine (Ethan Hawke) auch noch ein Gesetzeshüter Jagd auf ihn, wenn sich die Beweislage doch meist als recht dürftig herausstellt.„Lord Of War“ ist kein Film ohne Schwächen. Einige persönliche Konflikte und Motive der Figuren wirken etwas aufgesetzt, selbiges gilt für einzelne Waffendeal-Szenen. Für einige Zuschauer mag schon der Erzählton jedes Vergnügen im Keim ersticken, denn es wird kein Blatt vor den Mund genommen, wenn es um die trostlosen Realitäten des Geschäfts geht. Genau diese Kompromisslosigkeit ist es jedoch, die für Glaubwürdigkeit sorgt. Hier geht es nicht um die hilflosen Opfer, die Kindersoldaten und Milizen. Hier geht es um die Umstände, die deren Existenz erst möglich machen, wobei eben westliche Rüstungskonzerne und lax bewachte russische Arsenale eine zentrale Rolle spielen. Den großen US-Filmstudios war die Sache dann auch zu heikel, das Budget des Films entstammt hauptsächlich europäischen Quellen, wie etwa dem umtriebigen VIP 3 Medienfond aus Deutschland. Selbst den Verleih übernahm in den USA mit Lions Gate Pictures ein von den Majors unabhängiger Anbieter.

Nicolas Cage legt eine überzeugende Leistung hin, wenngleich die persönliche Motivation und Geschichte seiner Figur ein wenig kurz kommen. Immerhin beginnt der Film mit Orlov als Endzwanziger, dessen bisherige Lebensträume, An- und Einsichten nur mehr schraffiert werden. Bridget Moynahan füllt ihre Nebenrolle gekonnt aus, ebenso wie die meisten anderen Nebendarsteller, unter ihnen auch Ian Holm. Jared Leto, dessen beste Rolle bisher die eines Junkies in „Requiem for a Dream“ war, ist als Schauspieler die richtige Wahl für Vitali Orlov. Leider ist die nicht unwichtige Figur des kleinen Bruders im Ganzen nicht sehr stimmig.

Wer in den nächsten Tagen Lust auf Kino mit einer großen Portion (unbequemer) Realität verspürt sollte sich den Film nicht entgehen lassen. Für den etwas beschwingteren Filmabend sei dagegen nochmals „The Matador“ empfohlen.
8/10