Der Ewige Gärtner

Vor ungefähr zwei Jahren gelang dem brasilianischen Ex-Werbefilmer Fernando Meirelles mit „City of God“ ein großer internationaler Erfolg. Seit einer Woche nun ist sein zweiter Spielfilm in den deutschen Kinos zu sehen, die Verfilmung eines Romans von John LeCarre („Das Russland Haus“). „Der Ewige Gärtner“ ist der Engländer Justin Quayle (Ralph Fiennes). Seine Brötchen verdient er sich als Diplomat in Kenia, wo er nebenher sehr viel Zeit auf seinen herrlichen Garten verwendet. So ist er auch mit seinen Pflanzen beschäftigt, als ihm ein Kollege die Nachricht vom tödlichen Unfall seiner jungen Frau Tessa (Rachel Weisz) überbringt.Von nun an führt die Spur erst einmal zurück. In Rückblenden werden wir Zeuge, wie der stets korrekte, sympathische Justin die energische und idealistische Studentin Tessa kennen lernt, wie sich in Afrika einrichten, und worin ihr Alltag besteht. Im Falle von Tessa ist das nicht ganz unkompliziert. Gemeinsam mit dem einheimischen Arzt Arnold (Hubert Kounde) spürt sie den dunklen Machenschaften von westlichen Pharmakonzernen nach. Das Verhältnis des Ehepaares ist in den Wochen vor Tessas Tod gespannt. Justin wähnt sich aus ihrem Leben ausgeschlossen und sie Frau zunehmend in Gefahr. Nach etwa 40 Minuten Spielzeit ist „Der Ewige Gärtner“ wieder in der Gegenwart angekommen, und Justin Quayle versucht den angeblichen Unfall seiner Frau aufzuklären.

Im Milieu undurchsichtiger Geheimdienstler und Lobbyisten ist man von Quayles Recherchen wenig begeistert. Schon bald liegt er mit seinen Dienstherren über Kreuz und fahndet auf eigene Faust. Dieser Mittelteil des Films erinnert fast ein bisschen an die James-Bond-Reihe, so fix geht es von einem Schauplatz zum nächsten. Nach Stationen in London und Berlin geht es zum Finale dann wieder nach Afrika zurück. Meirelles Film gewinnt seine Spannung weniger aus der Aufklärung von Tessas Tod, als vielmehr aus ständig mitschwingenden Zweifeln, dass es ihrem Mann gelingen könnte, die Schuldigen irgendwie zur Rechenschaft zu ziehen.

Die von Ralph Fiennes gespielte Hauptfigur ist glaubwürdig gezeichnet, und so etwas wie das Rückrat des Films. Nimmt man dem friedliebenden, beherrschten Beamten im Außendienst seine immer verzweifeltere Suche nach den Hintermännern eines handfesten Skandals nicht ab, der Film wäre nicht mehr zu retten. Doch die gekonnt inszenierte Geschichte der Quayles und ihrer Beziehung reicht aus, um das Publikum für alles weitere zu interessieren. Im Gegensatz zum grottigen Armutsporno „Jenseits aller Grenzen“ (Sorry wegen der Wortwahl, aber so sieht es nun mal aus!) stimmt hier das Verhältnis zwischen persönlichem Drama und politischen Inhalten, denn beide Seiten kommen nicht zu kurz. Auch wird Kenia hier nicht als von Natur aus paradiesisches, von bösen Männern korrumpiertes Land präsentiert, sondern als ein schönes, aber armes Land, dass auch mit hausgemachten Problemen zu kämpfen hat.

Rachel Weisz füllt ihre Rolle sichtlich motiviert aus, und spart auch die weniger schmeichelhaften Eigenschaften von Tessa nicht aus. Obwohl über die Hälfte des Films nicht körperlich präsent, ist „Der Ewige Gärtner“ ebenso „ihr“ Film wie der ihres Ehemanns. In den Nebenrollen treten eine Menge bekannter Gesichter auf, sei es der schon erwähnte Hubert Kounde (Hubert aus „Hass“), Bill Nighy, der in „Tatsächlich Liebe“ den abgewrackten Rockstar spielte, oder Pete Postlethwaite aus „Im Namen des Vaters“. Soweit mir bekannt ist, beruht die Story nicht auf etwaigen „wahren Begebenheiten“, was sie aber nicht weniger realistisch macht. Die schwierige Mischung aus Thriller, Drama und politisch motiviertem Kino gelingt dabei sehr gut und lohnt den Gang ins Kino nicht nur angesichts der wie üblich zum Beginn des Jahres vorherrschenden Flaute an guten Filmen.

Am Rande sei es auch noch erwähnt: mal wieder (wie schon in „Match Point“) richtig schönes British English zu hören war dem Vergnügen durchaus förderlich. Irgendwann braucht man vom unverbindlichen Ami-Geschnatter a la „you know?“ und „it’s like“ auch mal eine Auszeit. Verstehen Sie?

8/10

Ein Kommentar

  1. Ein überraschend guter Film. Hatte aufgrund der groben Story etwas mehr Kitsch erwartet, aber der Film ist in der Richtung nicht zu kritisieren. Tolle Bilder und vor allem tolle Farben wären noch zu erwähnen! Ganz starke Atmosphäre.

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