King Kong

Aus dem neuseeländischen Splatterhorror-Regisseur Peter Jackson ist durch die unglaublich erfolgreiche Umsetzung des Herrn der Ringe ein Star seines Fachs geworden. Früh ließ er wissen, dass sein nächstes Projekt ein Remake des über 70 Jahre alten Klassikers „King Kong“ sein würde. Dabei stand wohl von Anfang nicht zu befürchten, er könnte daran scheitern einen eindrucksvollen Riesenaffen auf die Leinwand bringen. Nur hat eben dieser Riesenaffe natürlich weit weniger Freunde in der Welt als der Herr der Ringe Leser hatte. Jackson und seinem Studio war das wohl egal, immerhin stellten sie ein Budget von $207 Mio. auf die Beine und machten sich ans Werk.Die Geschichte ist recht schnell erzählt. Der ambitionierte, etwas eigenwillige Regisseur Carl Denham (Jack Black) begibt sich per Schiff mit seinem Team auf die Suche nach der sagenhaften Totenkopfinsel. Dort hofft er auf sensationelles Filmmaterial unbekannter Kulturen und Tierarten. Finden tun Denham und seine Leute vor allem King Kong, der sich mit der hübschen blonden Hauptdarstellerin Ann (Naomi Watts) aus dem Staub macht. Nun muss die selbstverständlich aus den klauen des Monsters befreit werden. Auf dem Weg dahin bekommt es das Filmteam aber nicht nur mit Kong, sondern auch mit einem extrem vielfältigen Haufen von Sauriern, Kriechtieren und anderem Gewürm zu tun. Schlussendlich locken sie Kong in eine hinterhältige Falle und nehmen ihn mit nach New York. Dort präsentieren sie ihn, zum Missfallen von Ann, als sensationelles Untier und Weltwunder in einem Theater. Kong revanchiert sich mit einem spektakulären Ausbruch, der mit seinem legendären Sturz vom Empire State Building enden wird.

Jacksons Film kann mit vielen wirklich gelungenen und atemberaubenden Actionszenen punkten, gerade zum Schluss präsentiert er seine besten Bilder und nimmt sein Publikum wunderbar für seinen affigen Hauptdarsteller ein. Auf dem Weg dahin hat sein Film jedoch einige Makel, angefangen mit der überlangen Spielzeit von gut drei Stunden. Die Einführung der Charaktere in New York sowie auf der Überfahrt zur Insel ist anständig konstruiert und gut gespielt, zieht sich aber unnötig in die Länge. Dafür sorgen vor allem Nebenfiguren, die im weiteren Verlauf des Films immer unwichtiger werden bis sie schließlich gänzlich von der Bildfläche verschwinden. Als visionärer Filmemacher und Schöpfer großartiger Fantasiewelten ist Jackson bekannt. Schon mit Heavenly Creatures, einem kleinen Film von umso größerer Strahlkraft, hat er sein Talent bewiesen, und seine Meisterprüfung bestand er bravourös durch die Ringe-Trilogie. Sein computeranimierter Affe ist ein ebenfalls Meisterwerk der Kinokunst. Woran es ihm jedoch entschieden mangelt ist Gespür für gutes Timing.

Es ist des Regisseurs gutes Recht, sein Publikum bei so einem Monsterfilm auf die Folter zu spannen und nicht sofort mit dem Ungetüm reinzuplatzen. Doch seiner zu lang geraten Schifffahrt folgt ein etwa zwanzigminütiges Hin und Her zwischen Boot, Insel und großem Sturm, das die Handlung kein Stück voranbringt und, viel schlimmer noch, auch bestenfalls von mäßigem Schauwert ist. Erst in der zweiten Hälfte, mit dem Auftreten Kongs, verfliegt die Langeweile, wenngleich auch die Szenen im Urwald problemlos etwas kürzer hätten ausfallen können. Wenn ?King Kong? Fahrt aufnimmt, ist es eine reine Freude, allerdings sprechen wir hier netto von etwa 50-60 Minuten. Auch die dramatische Liebesgeschichte um Ann und den Autor Jack (Adrien Brody) hält dem Vergleich zum ganz großen Gefühlskino nicht stand. Niemals kommt etwa der Eindruck auf, diese zwei wären einfach füreinander bestimmt und gerade die Figur von Jack ist doch mit recht grobem Pinselstrich gemalt.

Lob gebührt dagegen Naomi Watts, die eine schwierige Rolle sehr gut zu spielen versteht. Gerade die Szenen zwischen ihr und King Kong, dessen Untergang sie ja letztlich ist, sind unterhaltsam und zuweilen äußerst komisch. Natürlich ersetzen sie mangels Dialog (von King Kong kommt ja bloß ein variantenreiches HRRRRRGGGHUUUUURRRGHGGGHGG) keine klassischen Höhepunkte im dramatischen Sinne. Aber immerhin geben sie dem Monster soweit ein Eigenleben, dass das Interesse nicht erlischt. So ist dieser Eventfilm ein wahres Zwitterwesen. Es setzt schon ein wenig guten Willen voraus sich diesem langen Spektakel im Kino hinzugeben. Andererseits bleibt auf DVD wohl fast überhaupt nichts mehr über, was den Film über gewöhnliche Produktionen herausheben könnte. Womit ich diesen (vielleicht etwas sehr langen) Text als eingeschränkte Empfehlung zum Gang in ein möglichst großes und lautes Kino verstanden wissen möchte.

6/10

Ein Kommentar

  1. Hast recht. Hab den Film im Kino gesehen, war ja ganz amüsant. Aber so richtig geil ist auch anders…

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