The Big Empty

Manche Filme klauen so offensichtlich bei bereits bestens bekannter Ware, es wäre eigentlich Frevel zu nennen. In seinem Regiedebut The Big Empty bedient sich Steve Anderson ungefähr gleichermaßen bei Oliver Stones U-Turn und dem Schaffen des postmodernen Mystikers David Lynch. Sein Held John Person, verkörpert von Jon Favreau, ist erfolgloser Schauspieler in LA. Notorisch pleite, bietet ihm sein verschrobener Nachbar einen merkwürdigen Deal an: John soll einen Koffer nach Baker bringen, und den dort in der Wüste einem Trucker namens Cowboy überbringen. Da bleibt gerade noch Zeit, die hübsche Nachbarin Grace mit dem Zahlen der Miete zu beauftragen.

John ist eigentlicher viel zu bodenständig für derlei Jobs, aber die Aussicht auf knapp $ 30 000 ist zu verlockend. Kaum in dem gottlosen Kaff angekommen, macht er die Bekanntschaft mit dem durchgeknallten Heißblut Randy (1:1 Joaquin Phoenix in U-Turn), und einer lässigen Bardame (D. Hannah) samt fideler Streuner-Tochter Ruthie (R. L. Cook), gleichzeitig Randys Objekt der Begierde. Weitere krude Figuren entern die Szenerie, und während der friedfertige John sich in dem Nest beinahe einzuleben scheint verpasst er dauernd den Cowboy, der Gerüchten zu Folge nach ihm Ausschau hält. Zeit für das FBI, einige Fragen an John zu richten, schließlich ist sein Auftraggeber und Nachbar inzwischen einen Kopf kürzer gemacht worden?

Die Lynch-Komponente des Streifens manifestiert sich in den zunächst recht vagen Andeutungen über Außerirdische und der beinahe selbstverständlichen Verschrobenheit sämtlicher Charaktere. Mit Gespür für die richtige Stimmung inszeniert Anderson seine Story, nimmt den gemütlichen Helden mit auf eine abenteuerliche Reise in die Provinz. Doch die alptraumhaften Psychospiele eines David Lynch kann er nicht erreichen, dafür ist die Story trotz aller Kuriositäten zu sehr in Klischees verhaftet. Auch der Fatalismus von U-Turn wird trotz einer sehr ähnlichen Geschichte weder erreicht noch ernsthaft angepeilt. Ohne hier zu viel verraten zu wollen bleibt die Handlung doch recht blass im Vergleich zu den zitierten Vorbildern. The Big Empty bietet 90 Minuten solide, nicht uncharmante Unterhaltung, ein großer Wurf ist er aber längst nicht. Vielleicht sind diese kruden Stories von armen Kreaturen auf der Jagd nach Koffern in der Wüste Kaliforniens einfach arg überstrapaziert worden, oder aber großartige, mehrfacher Betrachtung standhaltende Filme wie Donnie Darko oder Memento haben die Latte einfach zu hoch gesetzt, um dieser kurzweiligen Wüstenkaff-Erzählung einen Platz im oberen Drittel der Kino-Leckereien zu verschaffen.

6/10