The DaVinci Code

Was war das für ein außerordentliches Rauschen im Blätterwald vor dem Start dieser Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers von Dan Brown. Die katholische Kirche meldete sich zu Wort, zahlreiche Wissenschaftler hatten einiges beizutragen, die große Weltpremiere in Cannes, dazu noch der Plagiatsprozess gegen den Romanautoren, der mit einem Freispruch endete. Mir war das Ganze ehrlich gesagt ziemlich egal. Ich habe Browns Buch gelesen, einen wie ich finde spannenden Thriller, der so seine Macken hat, aber trotzdem Spaß macht. Sowas lesen Geschäftsleute auf langen Flügen, oder auch Edzehards, die in der Videothek herumoxidieren. Nun haben viele Leser die religiösen Verschwörungstheorien recht ernst genommen, und die Debatte über den Wahrheitsgehalt der Story sorgte noch einmal für zig Millionen verkaufte Bücher. Aus atheistischem Blickwinkel betrachtet ist das alles vernachlässigenswert, denn wo kein Gott Platz hat, da gibt?s auch keinen Sohn desselben. Aber auch ohne dem religiösen Wahn zu verfallen las sich „Sakrileg“ (Dt. Titel) wie ein perfektes Drehbuch für einen spannenden Thriller. Nun ist dieser Film fertig, und ich frage mich folgendes: Ist das Buch schwerer zu verfilmen als ich nach der Lektüre angenommen hatte? Oder ist die fintenreiche Schnitzeljagd nach dem Gral, die Regisseur Ron Howard bietet, einfach keine gute Umsetzung des Stoffes?

Der Film beginnt mit dem rätselhaften Tod des Kurators des Pariser Louvre. Der amerikanische Professor für religiöse Symbolik Robert Langdon (Tom Hanks) wird zum Tatort im Museum um Hilfe gebeten. Bizarr ausgestreckt, mit einem Pentagramm aus Blut auf der Brust und neben mysteriösen Botschaften liegt Jaques Sauniere auf dem Parkett. Kurze Zeit später schon befindet sich Langdon mit Sophie (Audrey Tatou), der Enkeltochter des Verstorbenen, auf der Flucht vor der Polizei und gleichzeitig auf der Suche nach einem der größten Geheimnisse der menschlichen Geschichte. Das große Geheimnis involviert Maria Magdalena, die Templer, Isaac Newton und natürlich Leonardo DaVinci selbst. Es gilt Anagramme zu enträtseln, berühmte Gemälde umzudeuten, Hinweise zu finden und schließlich der nicht für möglich gehaltenen Wahrheit ins Auge zu sehen. Über Paris geht es aufs Land, später nach London und schließlich nach….aber Moment: Ich werd doch nicht verraten wo der Gral zu finden ist!

Doch was im Buch (welches stilistisch sicher keine Offenbarung ist) spannend und detailliert vor dem Leser ausgebreitet wird, funktioniert auf der Leinwand längst nicht so gut. Zumindest nicht, wenn man das Buch bereits kennt. Die Dialoge wirken häufig hölzern bis albern, was vor allem Howards Bestreben geschuldet ist, möglichst viele pseudohistorische Enthüllungen aus dem Roman in seiner Story unterzubringen. Dem Rhythmus des Films hätte eine Straffung/Kürzung der Handlung sicherlich gut getan.

Als ich vor einigen Monaten von der Besetzung des Films erfuhr, war ich sofort einverstanden. Hanks und Tatou sind auch keine schlechte Wahl, doch fehlt es den beiden im Zusammenspiel an Chemie und Persönlichkeit. Die beiden verbindet einzig und allein der Plot. Jean Reno macht sich recht gut als Polizist Bezu Fache, Alfred Molina spielt den finsteren Bischof im Schlaf, und auch Ian McKellen als großer Fachmann der Gralslegende macht wenig verkehrt und liefert gar einige Lacher. Einzige wirkliche Fehlbesetzung ist Paul Bettany als Albino-Mönch Silas, der im Roman um einiges bedrohlicher und körperlich kräftiger erscheint als dieser gutaussehende, blasse Engländer, der auch in romantischen Komödien spielt.

Vor allem aber hapert es mit der Story, die nur selten wahrlich interessant verkauft wird. Zu häufig stehen Hanks und Tatou mit gerunzelter Stirn vor ihren Aufgaben, woraufhin Hanks/Langdon einen kurzen Geschichtsexkurs feilbietet (zumeist noch durch grobe „historische“ Aufnahmen bebildert), worauf dann die Lösung des Rätsels folgt. Die Verfolgungsjagden sind lieblos bis unspektakulär und ohne ein Gefühl für die Gefahr der Hauptfiguren inszeniert, der Schluss zieht sich (wie schon im Buch) unnötig in die Länge. Bei aller Kritik an „The DaVinci Code“ muss aber auch gesagt werden, dass er für einen Zuschauer, der nach interessanter Unterhaltung ohne großen Tiefgang Ausschau hält, immer noch eine gute Wahl ist. Obwohl ich den Film nur bedingt empfehlen kann, hat mir der Kinobesuch Spaß gemacht. Keinen geringen Anteil daran hatten jedoch gleichgesinnte Sitznachbarn, die über „the greatest cover-up in human history“ auch mal beherzt grinsen konnten.

6/10