Filmkritik: Snowpiercer

Snowpiercer PosterDrama/Sci-Fi, Südkorea/USA/Frankreich/Tschechien

Regie: Joon-Ho Bong; Darsteller: Chris Evans, Tilda Swinton, Jamie Bell, John Hurt, Ed Harris

In der Welt von „Snowpiercer“ hat die Menschheit den Kampf gegen die globale Erwärmung verloren. Anno 2031 fahren die letzten Überlebenden (seit 17 Jahren!) mit einem Zug auf der in klirrender Kälte erstarrten Erde umher. Erbauer und Führer des durch einen „Perpetuum Mobile“-Motor angetriebenen Zuges ist der ominöse Mr. Wilford. An Bord herrscht eine Klassengesellschaft, in der die Proletarier auf den billigen Plätzen hinten im Zug beginnen, gegen die herrschende Klasse aufzubegehren.

Ungefähr so viel wusste ich über den ersten englischsprachigen Film des koreanischen Regisseurs Joon-Ho Bong. Und mein erster Gedanke war: „Was für ein bescheuertes Szenario.“. Weil die Bewertungen bei der IMDB gut und einige Kritiken wohlwollend waren, habe ich mir „Snowpiercer“ nun angesehen. Das Bauchgefühl lag hinsichtlich der ziemlich weit hergeholten Story schon sehr richtig, doch der Film kämpft mit einigen guten Ideen gegen die eigenen Schwächen an.

Zentrale Figur der Handlung ist Curtis (Chris Evans), der hinten im Zug einen Aufstand anzettelt. Erste Erfolge bringen ihn und seine Mitstreiter Wagen um Wagen näher an die vorne fahrende Zentrale heran – doch die Hindernisse und Gegner scheinen bald übermächtig. Die Abseitigkeit des Szenarios erinnert in manchem an Terry Gilliams „Brazil“. Die für die Einhaltung der Ordnung zuständige Mason (T. Swinton) kommt daher wie eine Internatslehrerin aus „Harry Potter“, eine Art Schlüsselmeister berauscht sich mit einer merkwürdigen Droge. Mit jedem Wagen, den Curtis und seine Truppe erobern, bekommt der Zuschauer eine neue – oftmals skurille – Szenerie geboten.

Zu den Schauwerten zählen neben der überzeugenden Kulissen äußerst blutige, mit vielerlei verschiedenen Waffen geführte Kämpfe sowie mit überschaubarem Aufwand realisierte CGI-Effekte, die ins Gesamtbild passen, aber niemanden vom Hocker reissen werden.

„Snowpiercer“ kann in seinen besten Momenten durchaus faszinieren, aber als Ganzes nicht recht überzeugen. Zu vage bleibt die Geschichte des Zuges, zudem mangelt es an innerer Logik. Es finden sich viele Anspielungen und Kommentare auf die heutige Gesellschaft, der Film hat auch eine politische Botschaft (zumindest meine ich, eine vernommen zu haben). An Ambitionen mangelt es wahrlich nicht.

Doch war es mir trotz guten Willens nicht möglich, dass Geschehen ernst zu nehmen – wohlwollend und oft erstaunt habe ich die gut zwei Stunden Laufzeit abgesessen. Wer viel Spaß am Genre hat und genug Neugier für den Stoff mitbringt kann hier zugreifen; allen anderen sei eher abgeraten.

2/5