Filmkritik: Oblivion

Oblivion FilmposterSci-Fi, USA 2013

Regie: Joseph Kosinski; Darsteller: Tom Cruise, Olga Kurylenko, Morgan Freeman, Andrea Riseborough

Obwohl „Oblivion“ letztlich an seinen eigenen Ambitionen scheitert und erzählerisch einige Schwächen aufweist gehört er zu einer wertvollen, vom Aussterben bedrohten Art. Denn der Film von „Tron: Legacy“-Regisseur Joeseph Kosinski ist ein teurer Frühjahrs-Blockbuster und gleichzeitig ernsthafter Beitrag zum Sci-Fi Genre. Er erzählt keine Superhelden-Story, zielt nicht auf eine Fortsetzung und ist weder Sequel noch Prequel. Aus der Sicht der Studios sind das viel zu viele Risiken, und es braucht offenbar einen im Genre erfolgreichen Regisseur und einen Kassenmagneten in der Hauptrolle, um die Produktion eines solchen Films in Gang zu bringen. Im engeren Sinne ist „Oblivion“ eine Comic-Verfilmung, doch die dazugehörige Graphic Novel von Regisseur Kosinski ist (noch) nicht veröffentlicht.

Die Handlung spielt im Jahre 2079. Die Menschen haben einen Krieg gegen angreifende Aliens geführt und gewonnen – doch die Erde hat den Atomkrieg nicht überlebt. Die Menschheit lebt im Exil auf einem Mond des Saturns. Auf der Erde gibt es lediglich noch in sicherer Entfernung über dem Boden schwebende High-Tech-Stationen, auf der 2-köpfige Teams sich um die Wartung von Drohnen kümmern, die wiederum Jagd auf die verbliebenen Aliens auf der Erdoberfläche machen. Jack (Cruise) und Victoria (Riseborough) sind ein solches Team. Ihre Dienstzeit nähert sich dem Ende – zu Victorias großer Freude. Jack hingegen sträubt sich davor, den Heimatplaneten zu verlassen. Ihn suchen Erinnerungen (oder sind es Träume?) an eine Zeit heim, in der die Welt im wahrsten Sinne des Wortes noch heil war.

Nach der relativ langen Einführung entwickelt sich „Oblivion“ zu einem sehr ansehnlichen Science-Fiction-Film, der viele klassische Motive des Genres anklingen lässt. Welche das sind will ich hier nicht verraten, denn das wären definitiv Spoiler. Leider scheitert der Film dabei, seine komplexe Welt und die mit zunehmender Dauer etwas verwirrende Handlung vernünftig herzuleiten und zu erklären. Zwar kann sich das Publikum viele Dinge selbst zusammenreimen, aber dafür ist (gerade beim recht rasanten Finale) eigentlich keine Zeit. Wieder andere Rätsel entpuppen sich darüber hinaus als schlichte Löcher in der Story – oder es fehlt schlicht an den entscheidenden Hinweisen.

So ist es einerseits eine schöne Abwechslung, von einer Mainstream-Produktion geistig gefordert zu sein und mitdenken zu müssen. Doch gleichzeitig frustrieren einen die narrativen Mängel und das uneinheitliche Erzähltempo, das am Anfang viel Zeit mit sich wiederholenden Flugszenen verschwendet. Zeit, die dann am Ende der 124 Minuten Laufzeit fehlt, wenn die Entwicklungen sich beinahe überschlagen.

Ein Griff ins Klo ist „Oblivion“ bei aller Kritik nicht geworden. Die visuellen Effekte sind äußerst gelungen, die Story ist im positiven Sinne interessant (trotz der fehlerhaften Ausführung) und auch die Schauspieler machen ihre Sache sehr gut. Ein weniger bekanntes Gesicht als Tom Cruise wäre für die Figur Jack sicher reizvoll gewesen. Doch Cruise spielt durchaus überzeugend, es gibt nur wenige der typisch übertriebenen „Tom-Cruise-ist-der-schärfste-Typ-überhaupt“-Momente. Für Sci-Fi-Fans also allemal die Reise wert ist „Oblivion“ einer der wenigen Filme, von denen ich wünschte, es gäbe einen längeren „Director’s Cut“ der die so offensichtlich fehlenden Szenen nachreichen könnte.

3/5