Filmkritik: The Angel’s Share

The Angel's ShareDrama/Comedy, UK 2012

Regie: Ken Loach; Darsteller: Paul Brannigan, John Henshaw, Gary Maitland

Eine Gruppe kleinkrimineller und arbeitsloser Männer (und eine Frau) aus Edinburgh leistet unter der Leitung des hemdsärmligen Sozialarbeiters Harry ‚Community Service‘ ab. Im Mittelpunkt von „The Angel’s Share“ steht Robbie, der mit Anfang Zwanzig schon mehrfach mit dem Gesetz in Konflikt geraten ist. Seine letzte Prügelei hätte ihn in den Bau gebracht, würde seine Freundin Leonie nicht ein Kind von ihm erwarten und der Richter der jungen Familie wenigstens eine Chance geben wollen. An Robbies Seite präsentiert der Film von Ken Loach, dem berühmten Altmeister der Sozialkritik, ähnliche Außenseiter und Verlierer aus der Arbeiterschicht.

Während Robbie um eine Zukunft kämpft, die ihm sein Umfeld und die früheren Freunde partout nicht gönnen, entdeckt er mit Harrys Hilfe, dass er eine feine Nase für edle Whiskeys hat. Daraus, das ist ihm klar, müsste sich Kapital schlagen lassen – nur wie? „The Angel’s Share“ kombiniert souverän klassisches Sozial-Drama mit einer spritzigen Komödien- und Krimihandlung, die für ungeahnte Heiterkeit sorgt. Zum Teil mit Laiendarstellern besetzt überzeugt die Geschichte über die komplette Laufzeit, auch wenn die Tonart zum Ende spürbar milder und positiver wird. Man könnte dem Film sicher vorwerfen, er vernachlässige die Gesellschaftskritik zugunsten der Unterhaltsamkeit, aber das trifft es nur bedingt. Vielmehr traut „The Angel’s Share“ seinen unterprivilegierten Figuren einfach mehr zu als der Rest der Gesellschaft. Daran leidet sicher die Glaubwürdigkeit des Plots (der eher ein Gleichnis ist), nicht aber die des Szenarios an sich. Denn Loach lässt zu keinem Zeitpunkt Zweifel aufkommen, wo seine Sympathien liegen – und welches die wahren Probleme seiner ungewöhnlichen Helden sind.

4/5