Filmkritik: Krieg der Götter (Immortals)

Krieg der Götter (Immortals)Auf dem Filmplakat von „Immortals“ (Originaltitel) steht ziemlich groß „Von den Produzenten von ‚300‘“ drauf. Das ist mehr als nur ein kleiner Hinweis darauf, was man von dem Film erwarten kann, denn man spricht ja nicht umsonst gezielt jene Zielgruppe an, die an der Spartaner-Schlacht ihren Spaß hatte. Sicher eine sinnvolle Herangehensweise, denn wer kein Vergnügen an „300“hatte, der wird „Krieg der Götter“ schwerlich etwas abgewinnen können. Regisseur Tarsem Singh (bekannt für effekt-lastige Filme wie „The Cell“) hat ein visuell beeindruckendes Spektakel inszeniert, kann dem Publikum aber keine interessanten Figuren bieten.

Das ist keine große Überraschung, schmälert allerdings das Vergnügen beträchtlich. Die Story basiert grob auf den griechischen Sagen des Altertums, der zentrale Held ist Theseus, gespielt von Henry Cavill. Theseus wird im Laufe der Handlung zum Gegenspieler des finsteren Königs Hyperion (Mickey Rourke), der auf der Suche nach dem Bogen von Epeiros ist, der seinem Besitzer große Macht verleihen soll. An seiner Seite kämpft der Dieb Stavros (Stephen Dorff), wo es lang geht sagt den beiden über weite Strecken das schöne Orakel Phaedra (Freida Pinto), weitere Beteiligte sind Zeus, Athene, Poseidon (mit weiteren Götter-Kollegen) und ein paar bekannte Gestalten der griechischen Mythologie.

Die Story erfüllt ihren Zweck und bietet viel Raum für Action-Sequenzen, Kamerafahrten und viele schöne (zuweilen extrem blutige) Effekte. Doch weil sie ziemlich beliebig geraten ist und der Film sich auch mit seinen Figuren nicht sehr viel Mühe gibt bleibt die visuelle die einzige Ebene, auf der etwas nennenswertes geboten wird. Weder Theseus‘ Romanze mit Phaedra noch seine erbitterte Feindschaft mit Hyperion (der seine Mutter umgebracht hat) oder sonst irgendeine zwischenmenschliche (oder -göttliche) Beziehung besitzt emotional eine spürbare Bedeutung. Das komplette Geschehen wird eher behauptet als gespielt, woran natürlich auch die Schauspieler nicht ganz unschuldig sind. Andererseits haben die ein ähnliches Problem wie in „300“: sie sind eher Inventar einer Kunstwelt, in der sie gut aussehen sollen (was sie durchaus tun), als dreidimensionale Figuren.

Wo wir schon bei der dritten Dimension sind: der Film lief im Kino in 3D und gehört zu wenigen, deren Effekte bei der Kritik gut weggekommen sind. Ich habe ihn in 2D gesehen, und kann lediglich anmerken dass er sich (in HD-Qualität) wahrlich sehen lassen kann. Nicht jede Einstellung raubt einem den Atem, aber es gibt sicher ein knappes Dutzend visuell großartiger Szenen. Ein wenig übertreibt es der Film mit am Computer entworfenen Steilhängen und künstlichen Landschaften, und er vermittelt nur ein auf wenige Schauplätze beschränktes Bild von der Welt, in der er spielt. Hätte er einen Weg gefunden, das Publikum für seine Figuren und den Ausgang der Story zu interessieren – oder es vielleicht mit etwas Humor versucht – dann hätte er richtig Spaß machen können. So bleibt nur eine nette Oberfläche, aber mehr eben auch nicht.

3/5