Filmkritik: „Zwei an einem Tag“ („One Day“)

Ein bißchen ist mir glaube ich der Blick auf diesen Film verstellt, mehr noch als bei anderen Roman-Verfilmungen vielleicht. Aber fangen wir von vorne an: „Zwei an einem Tag“ handelt von Emily (Anne Hathaway) und Dexter (Jim Sturgess), die sich am Ende ihrer Studienzeit in Edinburgh kennen lernen. Beinahe hätten die beiden eine Beziehung angefangen, aber der Zeitpunkt ist schlecht gewählt. Dexter, ein selbstbewusster Junge aus gutem Hause, geht erst einmal ins Ausland, Emily zieht es nach London.

Nach diesem ersten Treffen – die Handlung setzt 1988 ein – sehen sich die beiden jedes Jahr wieder. Zwischen Freundschaft und tieferen Gefühlen schwankend ist die Natur ihrer Beziehung immer ein wenig in der Schwebe. Die Tendenz, das sollte niemanden wundern, geht natürlich dahin, dass sie sich irgendwann um den Hals fallen und „happily ever after“. Der Film bedient diese Erwartungshaltung, allerdings nur bis zu einem gewissen Punkt – mehr kann hier nicht verraten werden.

Der Film meidet die klassisch-albernen Situationen von romantischen Komödien. Zumindest vordergründig erzählt er vor allem vom Erwachsenwerden seiner Hauptfiguren. Emilys Traum von Dasein als Schriftstellerin zerplatzt recht bald, immerhin hat sie bald neue Pläne. Dexter gerät als Moderator in die Welt des Privatfernsehens, moderiert völlig beknackte Shows und genießt das rauschhafte Leben eines B-Prominenten. Beinahe verlieren die beiden darüber den Kontakt.

Anne Hathaway und Jim Sturgess sind vom Typ her nicht schlecht besetzt, die sprichwörtliche Chemie ist vorhanden, auch wenn ihre Leistungen nicht preisverdächtig sind. Auch der langsame Alterungsprozess (die Story umfasst ca. 20 Jahre) ist recht überzeugend abgebildet – indem man auf störendes Makeup weitgehend verzichtet und vor allem auf andere Kleidung und Frisuren setzt. Doch so richtig überspringen will der Funke nicht. Viele Szenen, die im Roman sehr gut waren sind nur in veränderter Form im Film. Auch ein paar Schauplätze wurden ohne erkennbaren Grund ausgetauscht. Das Gerüst der Story ist geblieben, und das ist der Teil, der funktioniert.

Kommen wir aber noch mal kurz auf meinen eingangs erwähnten verstellten Blick. „Zwei an einem Tag“ enthält ein paar Brüche und Sprünge, die man nur versteht, wenn man die Vorlage gelesen hat. Einige Entwicklungen werden im Schnelldurchlauf erzählt, bei anderen muss man sich eine Erklärung selbst suchen. Gut möglich, dass hier beim Schnitt am Ende Fehler gemacht wurden – einen Gefallen hat sich Regisseurin Lone Scherfig damit nicht getan.

Immerhin, ihr Film meidet schwülstige Szenen soweit es denn möglich ist, und zeigt tatsächlich recht real wirkende Charaktere – wenn man sie mit den Rollen anderer Romanzen vergleicht. Die gute Grundidee des Romans von David Nicholls hält das Interesse des Publikums wach, auch wenn man wahrlich nicht von einer „kongenialen“ Verfilmung sprechen kann. „Zwei an einem Tag“ ist ein nett gemachter Zeitvertreib mit dem Herz am rechten Fleck.

3/5