Filmkritik: „Bunraku“

Nachdem ich den Trailer zu „Bunraku“ gesehen hatte schrieb ich hier vor ein paar Wochen, der Film sei was für all jene, die auf Fortsetzungen von „Sin City“ oder „Kill Bill“ warten. Doch so richtig stimmt das leider nicht, denn der Film ist trotz einiger guter Einfälle letztlich zu belanglos und erreicht das erzählerische Niveau von Tarantinos und Rodriguez‘ Filmen nicht im Ansatz.

„Bunraku“ entwickelt ein Szenario, in dem die Menschheit nach vernichtenden Kriegen den Schusswaffen abgeschworen hat. Gekämpft wird nur noch im kleineren Rahmen, mit Schlagstöcken, Schwertern oder sonstigen Martial-Arts-Techniken. Die Handlung spielt in einer namenlosen Stadt, in der ein legendärer Gangsterboss namens Nicola (Ron „Hellboy“ Perlman) das Sagen hat. Zwei schlagfertige Fremde (gespielt von Josh Hartnett und dem japanischen Sänger Gackt Camui) legen sich mit Nicola und seinen Schergen an – zunächst unabhängig voneinander und aus unbekannten Motiven.

Der Look des Films ist extrem künstlich, bestimmt von kräftigen Farben und dem massiven Einsatz von Spezial-Effekten. Kamerafahrten quer durch die Stadt, Trickfilm-Sequenzen und Farbfilter kommen zum Einsatz, die Kostüme haben mich am ehesten an „Dick Tracy“ erinnert (falls sich an den noch jemand erinnern kann). Die Rechnung geht visuell schon einigermaßen auf, für Schauwerte ist gesorgt. Die vielen Kampfszenen sind gut choreographiert, setzen aber keine neuen Maßstäbe, so dass sie auf Dauer eher ermüden.

Doch das Hauptproblem von „Bunraku“ (der Titel bezeichnet eine antike Form japanischen Theaters) ist die müde Story, die Western-, Samurai- und Comic-Elemente vermischt, vom Niveau her aber auch aus einem Ego-Shooter stammen könnte. Josh Hartnett spielt einen namenlosen einsamen Rächer mit Hut, Gackt Kamui einen ebenso namenlosen Samurai, Woody Harrelson einen – man ahnt es schon – namenlosen Barkeeper. Einzig die von Demi Moore gespielt Kurtisane hat einen Namen verpasst bekommen, die Leibwächter von Nicola tragen immerhin Nummern.

Ein paar schöne Szenen und auch nette Einfälle sind durchaus vorhanden. Doch wegen der Geheimniskrämerei um die namenlosen Charaktere und des nervigen Off-Kommentars, in Verbindung mit der etwas zähen Geschichte, schafft es „Bunraku“ nicht, sein Publikum für seine Story und Figuren zu begeistern, oder wenigstens zu interessieren. Man kann sich diese epische Rache-Story schon ansehen, findet aber im Laufe des Films nicht wirklich viele Gründe, die dagegen sprechen, ihn einfach wieder auszumachen.

2/5