Notorious

Bio-Pics sind ja generell nicht so meine Sache, das schreibe ich ungefähr jedes mal, wenn ich eines rezensiere. Diese Annäherung an Leben und Tod von Christopher Wallace aka Notorious B.I.G. aka Biggie Smalls kommt mit einem weiteren Fallstrick – als executive producer zeichnet Sean „P. Diddy“ Combs verantwortlich. Wir erinnern uns kurz an das unsägliche „Every breath you take“-Cover, mit dem Diddy das Ableben von Biggie „für seine Familie“ [und sein eigenes Label] vergoldete. Letzten Endes ist der Film auch eine Enttäuschung, er bietet keine Überaschungen, keine neuen Einblicke, sondern giesst weitgehend bekannte Fakten in eine typische Hollywood-Form.

Am Hauptdarsteller Jamal Wollard als B.I.G. gibt es nichts auszusetzen, er ist dem „Original“ wirklich ähnlich und kann durchaus als MC überzeugen. Doch die Geschichte lässt ihm keinen Raum, wirklich zu glänzen. Vom Crackdealer zum neuen Star am Hip-Hop-Himmel, das geht wie aus einem Guss, ohne hinterfragen der sozialen Zustände oder kritische Zwischentöne zum Musikgeschäft. Die bekannten Frauengeschichten (Faith Evans, Lil‘ Kim), die von bösen Geistern herbeigezauberte East Coast/West Coast- Fehde mit Tupac Shakur, alles wirkt arg künstlich. Der Stil der Inszenierung von „Notorious“ ist nah an Musik-Videos, einziger echter Lichtblick ist – wen wundert es – die Musik. Die bekommt ausreichend Raum, kann aber insgesamt nichts daran ändern, dass der Film gänzlich belanglos ist. Wer für Notorious BIG“ was über hat, der könnte es mit der DVD versuchen, den Ton ausmachen und stattdessen die derbsten Biggie-Tracks anschmeißen.

Noch ein – äußerst subjektiver – Kritikpunkt: die besten Songs von „Life after Death“ fehlen allesamt. Ist schon irgendwie logisch, schließlich war Biggie bereits tot, als die Platte erschien. Ein cleveres Script hätte aber sicher einen Weg gefunden, noch ein paar wichtige Songs unterzubringen. Ein cleveres Script hätte vielleicht noch viel mehr gute Ideen einbringen können – doch die Hip-Hop-Seifenoper, auf dem der Film basiert ist leider alles andere als clever.

2/5