Factory Girl

Wie ich glaube ich schon zigmal erwähnt habe sind Bio-Pics nicht so meine Sache. Vor allem dann nicht, wenn ich von der „echten“ Hautfigur bereits ein Bild im Kopf habe. Da hat „Factory Girl“ nun also Glück, denn Edie Sedgwick, in den Sechzigern zeitweilig die Muse von Andy Warhol, war mir vor dem Film völlig unbekannt. Gespielt wird sie von Sienna Miller, Guy Pearce ist als Warhol dabei, und Hayden „Blue Steel“ Christensen verkörpert einen überdeutlich an Bob Dylan angelehnten Folksänger. Edie ist Spross einer reichen Familie, trägt aber dunkle Geheimnisse und ein unstetes Gemüt mit sich rum, hinter ihrem eleganten Äußeren tun sich Abgründe auf. Sie wird zum Star der New Yorker Kunst- und Modeszene, verliert aber gleichzeitig den Halt im Leben. Auch ihre Beziehung zu Warhol wird immer schwieriger, bis es zum Bruch der beiden kommt (der Ersatz-Bob-Dylan ist daran nicht ganz unschuldig).

Der Film bietet eine Menge Facetten und ist (bis auf Christensen) auch gut gespielt. Als Portrait einer Ära, kompliziertem Beziehungsgeflecht und dem persönlichen Drama seiner Hauptfigur zugleich aber funktioniert er nicht sonderlich gut – er wirkt nie unmittelbar und echt, immer ist ein popkultureller Hintergrund dabei, irgendeine Ablenkung, und dann ist alles schon wieder vorbei. Unterhaltsam und streckenweise auch interessant ist „Factory Girl“ allemal, nur mitreißen wird er wohl niemanden so richtig – weil er seine Geschichte offenbar selbst nicht so recht in einen Zusammenhang stellen kann, und sich stattdessen in zu viele Baustellen verrennt.
6/10