Mein Führer – Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler

Als ich vor über einem halben Jahr in den Nachrichten las, daß Helge Schneider in einer Komödie Adolf Hitler spielen wird, konnte ich mein Glück kaum fassen. Der alberne Helge, so die Hoffnung, würde jede Lächerlichkeit des Gröfaz auf die Leinwand bringen können, für zahllose politisch unkorrekte Witze sorgen und dem tragisch-ernsten Hitler-Bild des traditionellen Kinos etwas entgegensetzen. Gestern nun war es soweit, Dani Levys Film lief endlich an. Doch sein Film ist keineswegs die erhoffte Hitler-Farce geworden, sondern ein zähes, unausgegorenes Nazi-Potpourri zwischen Satire und Tragikomödie.Geschildert werden die (fiktiven) Ereignisse kurz vor der Jahreswende 44/45, aus der Sicht des jüdischen Schauspiellehrers Adolf Grünberg (Ulrich Mühe). Er wird eigens von Goebbels aus Sachsenhausen zum Führer geholt, denn Hitler ist nur noch ein desillusionierter Schatten seiner selbst – ein unhaltbarer Zustand. Mit seinem jüdischen Namensvetter soll Hitler eine Rede an die Deutsche Nation entwerfen, deren Vortrag die Massen noch einmal begeistern und vom nahenden Sieg überzeugen soll. Unterdessen ist der Krieg allerdings längst verloren, Berlin und der Rest des Landes liegt in Schutt und Asche.

In einigen wenigen Szenen blitzt der Mut der Filmemacher auf, eine beißende Satire zu drehen. Da entschuldigt sich Goebbels bei Grünbaum, dieser „dürfe das mit der Endlösung nicht persönlich nehmen“ und erklärt das „Lagerleben“ für „besser als sein Ruf“. Hitler macht sich über Goebbels berühmte „Wollt ihr den totalen Krieg“-Rede lustig, oder liegt mit einem Modell der „Bismarck“ in der Badewanne. Doch zumeist ist der Ton weniger scharf, und verfolgt den ärgerlichen Ansatz, seine Version von Hitler mit einfachster Küchenpsychologie verstehen zu wollen. Er ist ein Bettnässer, der von seinem Vater jahrelang mißhandelt wurde. Wofür er sich nun an der Welt rächt. So einfach ist das.

Nur greift das viel zu kurz, und ist darüber hinaus weder unterhaltsam noch witzig. Ein paar Gags über die übrigen Nazis und ihre Macken gibt es zwar zu sehen, insgesamt aber ist im ganzen Kino gestern das Gelächter verhalten ausgefallen und war auf einige wenige Szenen beschränkt. Helge Schneider hat als Hitler leider zu wenige gute Szenen, in denen er als albernster und beklopptester „Führer“ aller Zeiten so richtig Dampf ablassen kann. Ulrich Mühe ist ein guter Schauspieler („Das Leben der Anderen“), kann aber die Schwächen des Drehbuchs beim Entwerfen seiner Figur nicht gänzlich überspielen.

So ist die erste deutsche Hitler-Komödie leider eine Enttäuschung geworden. Für den äußerst gewagten Versuch gebührt Dani Levy und seinem Team ganz sicher Respekt. Ihren Film jedoch kann ich abgesehen von beinharten Helge-Fans (und auch denen nur unter Vorbehalt) niemandem empfehlen.

4/10

Wer die Diskussion in den Zeitungen über den Neuschnitt des Films verfolgt hat und sich weitergehend informieren möchte, der findet hier Helge Schneiders Aussagen zum Thema im Interview mit dem Schweizer Magazin „Blick“. Ein Interview der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ mit dem Regisseur gibts hier.

Ein Kommentar

  1. Jo, Edz. Leider stimmt das alles, was du schreibst. Ein paar Lacher, ein paar witzige Szenen, aber ansonsten sehr handzahm. Gut, dass auch Helge den Film doof findet, hätte mich sonst auch gewundert. Schön Gruß, Maase

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