Elizabethtown (DVD)

Es läuft wirklich nichts zusammen bei Drew Baylor. Seine steile Karriere bei einem Sportschuhfabrikanten endet mit einem immensen Fiasko, seine Freundin geht sofort auf Distanz. Mit gerade mal Mitte Zwanzig ist Drew (Orlando Bloom) richtig in der Krise. In dieser Endzeit-Stimmung erwischt ihn seine Schwester Heather am Handy, um ihn in Kenntnis zu setzen, dass ihr Vater Mitchell gestorben ist. Und nicht nur das, er verstarb im Urlaub in seiner Heimat Kentucky, weshalb Drew von seiner Mutter Hollie (Susan Sarandon) auserkoren wird, dorthin zu fliegen und den eingeäscherten Leichnam ins heimische Oregon zu überführen. Drews Reise zu seinem neuen, besseren Selbst hat endgültig begonnen…Die Parallelen zu „Garden State“ sind bereits nicht zu übersehen. Der Tod eines Elternteils führt einen beruflich etwas desorientierten, jungen Mann in seine Heimat/zu seiner Familie zurück. Die Vergangenheit ist nicht aufgearbeitet, das Verdrängte kommt an die Oberfläche. Wo allerdings Zach Braffs Story sehr stimmig und zielgenau inszeniert war, scheitert „Elizabethtown“ an seinen übertriebenen Ambitionen. Das Portrait der ländlichen Familie kommt über ein paar lustige Klischees nicht hinaus. Wer Mitchell Baylor eigentlich war, und in welchem Verhältnis er zu seiner Familie stand, bleibt weitgehend unklar. Die ungewöhnliche Annäherung von Drew und der von Kirsten Dunst gespielten Stewardess Claire ist auch nicht überzeugend, wenn sie auch ein paar schöne Szenen beinhaltet.

Im Grunde ist der Film ein „Feel-Good-Movie“, eine – über weite Strecken auch gelungene – Feier des Lebens mit allen Höhen und Tiefen. Wie bei Regisseur Cameron Crowe üblich gibt es einen wunderbaren Rock-Soundtrack und lustige, liebenswerte Charaktere. Leider funktionieren längst nicht alle davon problemlos, zuviel wird nur angedeutet oder ist von Beginn allzu simpel gestrickt. Wie bereits erwähnt ist „Elizabethtown“ nun mal nicht der erste Homecoming-Film der Welt, und so besteht er zu großen Teilen aus bekannten Versatzstücken. Die herzliche Kleinstadt-Gemeinschaft, die Abkehr vom Materialismus und die Rückbesinnung auf menschliche Beziehungen sind gewissermaßen vorprogrammiert. Die Romanze zwischen dem von Zweifeln geplagten Drew und der aus dem nichts auftauchenden, herzlichen Claire verlangt dem Zuschauer weiterhin einiges an Wohlwollen ab, die Geschichte überhaupt ernst zu nehmen.

Orlando Bloom eine Fehlbesetzung zu schimpfen wäre nicht ganz fair. Sicher ist aber, dass er der wenig originellen Figur des Karrieristen in der Krise keinen individuellen Stempel aufdrücken kann, der ihm mehr Glaubwürdigkeit verleihen würde. Kirsten Dunst wirkt ein wenig orientierungslos, was man ebenfalls wahlweise ihr selbst oder ihrer konfusen Rolle in die Schuhe schieben kann. Am etwas mageren Ergebnis ändert das nichts. In einer Nebenrolle taucht neben Sarandon auch Alec Baldwin auf, beide haben aber keinen Raum, groß aufzuspielen. Nun ist „Elizabethtown“ mit all seinen Fehlern kein schlechter Film geworden, eher einer, der auf hohem Niveau scheitert, und dafür leider recht lange braucht. Mit einem etwas strafferen, plausibleren Drehbuch hätte mehr draus werden können, wenngleich mir scheint, dass Regisseur Crowe eben dieses Potpourri unbedingt als ganzes auf die Leinwand bringen wollte. Er wird schon seine Gründe dafür gehabt haben.

6/10