The Missing

Ron Howards „The Missing“ beginnt gleich in zweierlei Hinsicht untypisch für einen Western. Mit Cate Blanchett steht eine Frau im Mittelpunkt der Story, und die wird dazu eingangs noch auf dem S*****haus sitzend gezeigt. Blanchett spielt die robuste, selbstständige Ärztin Maggie Gilkeson, die mit ihren zwei Töchtern und ihrem Liebhaber Blake irgendwo im weiten Westen der USA lebt. Ihr Vater Samuel, gespielt von Tommy Lee Jones, verließ seine Familie, um eine Indianerin zu heiraten und mit ihr bei ihrem Stamm zu leben. So ist Maggie über sein plötzliches Auftauchen auf ihrem Farmhaus auch alles andere als erfreut.Den alten Mann treibt es schon bald weiter, aber trotzdem kehrt im Hause Gilkeson keine Normalität ein. Ein Ausflug in die nächste Stadt endet mit einer Tragödie, Indianer ermorden Brake (Aaron Eckhart) und kidnappen Lily (Evan Rachel Wood), die ältere der beiden Töchter. Verzweifelt bittet Maggie die Autoritäten um Unterstützung, doch die machen ihr nicht viel Hoffnung. Es bleibt der gottesfürchtigen Frau nichts anderes übrig als sich mit ihrem Vater zusammen zu tun. Bald machen sich Sam, Maggie und die kleine Dot auf den Weg. Sie müssen verhindern, dass die Kidnapper Mexiko erreichen, wo sie ihre menschliche Beute verhökern wollen.

Sam, der sich von Zivilisation und Glauben abgewandt und ganz zum Indianer geworden ist, führt sie bald auf die Spur von Lily. Bevor es aber zum Showdown kommen kann, gibt es für die drei viele Hindernisse zu überwinden, sie müssen mit Krankheiten, Sturzfluten und Voodoo-mäßigem Zauber kämpfen. Natürlich rückt auch die Vater/Tochter-Beziehung hin und wieder in den Vordergrund. Parallel dazu bekommt der Zuschauer auch die Bande von Indianern zu sehen, einem wilden und brutalen Haufen, der früher für die US-Armee gedient hat.

„The Missing? beginnt recht vielversprechend, führt geschickt seine Charaktere ein und entwickelt seine Story in starken Bildern und unterlegt von einem prägnanten Score. Leider geht dem ganzen ziemlich bald die Luft aus. Der Film kann die aufgebaute Spannung nicht halten, er verliert sich in vorhersehbaren kleinen Krisen und wenig originellen Szenen mit Pferd und Schießeisen. Cate Blanchett und Tommy Lee Jones sind dabei nicht das Problem, Blanchett spielt ihre Rolle überzeugend und Jones die seine angenehm zurückhaltend. Doch weder das Drama der Familie noch die Rahmenhandlung sind in der Lage, den Zuschauer zu fesseln.

So saß ich die letzte Stunde des Films doch recht teilnahmslos da, weder arg gelangweilt noch wirklich interessiert. Der große Showdown ist gar nicht verkehrt, zieht sich aber wie der Rest des Films ein wenig in die Länge. Am Ende ist „The Missing? ein sehr viel konventionellerer Western als der Anfang einen glauben machen will. Der Film ist nicht ganz verkehrt, aber empfohlen sei er nur ausgemachten Freunden des Genres.
6/10