Durst (DVD)

Park Chan Wook hat vor ein paar Jahren mit „Old Boy“ eine Duftmarke des koreanischen Kinos gesetzt. Ich habe den Film damals gesehen und gemocht, kann mich gerade aber nur an die Stichworte „Rache“ und „krasse Gewalt“ erinnern. Parks neuer Film „Durst“ kreist um den katholischen Priester Sang, der nach der Teilnahme an einem medizinischen Experiment feststellen muss, dass er zum Vampir geworden ist. Daraus macht Park aber keine klassische Vampirstory, sondern ein realistisches Drama – in dem eben ein Vampir im Mittelpunkt steht.

Sang kämpft mit seinem Blutdurst, ist bemüht seine Menschlichkeit zu wahren. Doch seine neu erwachten Triebe erlauben das nicht wirklich. „Durst“ ist blutig geraten, bleibt dabei aber – anders als die meisten modernen Vampirschinken – meist stimmig und nimmt seine Charaktere ernst. Klassische Vampirmotive und schonungslose, zuweilen plakative Psychologisierung gehen Hand in Hand und machen den Film zu einer echten Bereicherung des Genres. Regisseur Park findet einzigartige, verstörende Bilder. Seine blutsaugende Hauptfigur durchlebt große Qualen und Gewissensbisse (Kalauer!), findet aber in Person der hübschen Tae-Ju auch eine liebende Gefährtin.

Mit Mainstream-Vampirkino a la „Twilight“ hat der Film nichts zu tun. Zwar gönnt Park sich und seinem Publikum durchaus aus mal – eher abseitigen – Humor, doch stellt er den Vampirmythos nie in den Vordergrund. Sang ist nun mal zum Vampir geworden, die zentrale Frage der Handlung ist, wie er damit umgehen kann – ohne größeren Schaden anzurichten. Auch wenn „Durst“ etwas langatmig daherkommt erzählt er seine ungewöhnliche Geschichte konsequent und mit vielen Szenen und Ideen, die man so schnell nicht vergisst. Vorraussetzung für den „Genuss“ des Films ist allerdings, das man sich auf gut zwei Stunden andersartiges, gewohnte Sehgewohnheiten in Frage stellendes Kino einlassen mag. Popcorn-Material ist „Durst“ ( ebenso wie „Old Boy) jedenfalls ganz sicher nicht…

4/5

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