Filmkritik: The Zero Theorem

The Zero Theorem PosterSci-Fi/Drama, USA/Rumänien/Frankreich/UK 2013

Regie: Terry Gilliam; Darsteller: Christoph Waltz, Melanie Thierry, David Thewlis, Matt Damon, Tilda Swinton

In der nicht allzu fernen Zukunft oder Parallelwelt von „The Zero Theorem“ sieht es aus, wie es nur bei Terry Gilliam aussehen kann. Der technische Fortschritt ist dem aktuellen Stand einerseits weit voraus (Virtual Reality, interaktive Werbebanden in der ganzen Stadt); andererseits ist vieles in bizarrer Retro-Optik gehalten, wie etwa ein gigantisches Rechenzentrum, Hamsterrad-ähnliche Arbeitsplätze oder die herrlich schrillen Klamotten.

In dieser Welt fristet Computer-Experte Qohen Leth (C. Waltz) sein einsames Dasein. Als Angestellter bei der allmächtigen „ManCom“ ist er von seiner Arbeit genervt, zuhause – Qohen wohnt in einer alten Kirche – wartet er wie besessen auf einen obskuren Anruf, der ihm die Bedeutung seiner Existenz erklärt. Auf sein wiederholtes Drängen erklärt sich Management (verkörpert von Matt Damon) bereit, Qohen ins Home Office zu entlassen – wenn er dort am Projekt „Zero Theorem“, einer ziemlich endlosen Gleichung, arbeitet.

Parallel tritt die schöne Bainsley (M. Thierry) in Qohens Leben, die er bei einer Party kennenlernt und irgendwie nicht wieder los zu werden scheint. Weitere handelnde Personen sind Managements hochbegabter Sohn Bob, Qohens Vorgesetzter Joby (D. Thewlis) und Tilda Swinton als ‚Dr. Shrink-Rom‘, einer Psychiater-Software, mit der Qohens Depressionen und Ängste behandelt werden sollen.

Terry Gilliam hat „The Zero Theorem“ im britischen ‚Guardian‘ als Abschluss einer dystopischen Satire-Trilogie bezeichnet (deren erste Teile „Brazil“ und „12 Monkeys“ waren). Hier geht es ihm eindeutig um Kritik an der fortschreitenden Digitalisierung unseres Alltags und des damit einhergehenden Verlusts von echter zwischenmenschlicher Nähe und wahren, analogen Erlebnissen.

Zum Glück für all jene, denen Gilliams Filme nicht ohnehin immer zu wild und irre waren, gibt es in „The Zero Theorem“ unzählige skurrile Ideen und Einfälle, in denen Gilliam seine Ansichten verpackt. Handlung, Set-Design, Spezialeffekte und Schauspieler greifen wunderbar ineinander in einem Film, der weder Komödie noch Drama noch Science Fiction ist, sondern eine ganz eigene, verschrobene Symbiose dieser Genres.

4/5