Filmkritik: The Iceman

The Iceman PosterDrama/Thriller/Biografie, USA 2012

Regie: Ariel Vromen; Darsteller: Michael Shannon, Winona Ryder, Ray Liotta, Chris Evans

Der Auftragskiller Richard Kuklinski soll in über 30 Jahren mehr als 100 Menschen umgebracht haben, bis er 1986 verhaftet wurde. Der Mann mit dem Spitznamen „The Iceman“ lebte nach Außen das Leben eines ganz normalen Vaters und Ehemanns in einem Vorort von New York, seine Familie glaubte bis zum Ende, Kuklinski sei erfolgreicher Geschäftsmann.

Mit Michael Shannon hat Regisseur Ariel Vromen den richtigen Darsteller für den vom Morden besessenen Psychopathen Kuklinski gefunden. Groß, schlank, bedrohlich und mit einem Blick, der tief in die Seele eines kranken Menschen blicken lässt, gelingt es ihm, aus dem Menschen ein Monster und gleichzeitig aus dem Monstern einen Menschen zu machen.

„The Iceman“ erzählt von Kuklinskis fast zufälligem Aufstieg vom ziellosen, gewaltbereiten Draufgänger zu New Yorks meist beschäftigten Killer, zeigt ihn beim ersten Date mit seiner künftigen Frau, seine Initiierung durch einen Mob-Boss und einen Querschnitt durch sein schreckliches Werk. Der Film ist auch in den Nebenrollen sehr stark besetzt, so dass diese trotz der nur 105 Minuten Laufzeit erstaunliche Tiefe gewinnen.

Weil die Perspektive der Polizei im Film fast keine Rolle spielt (die Ermittlungen gegen Kuklinski begannen spät und wurden im Verborgenen geführt) verzichtet der wie eine klassisches Bio-Pic angelegte Film auf die daraus resultierende Spannung und bleibt stattdessen ganz nah bei seinem Subjekt. Dabei fehlen auch die Erklärungsansätze nicht, die sich aus der Familiengeschichte des Killers ergeben und über die er später im Gefängnis bereitwillig Auskünfte gab.

Die finstere Faszination und kaltblütige Brutalität des Stoffes ist nicht einfach zu verdauen, auch wenn „The Iceman“ bei der Darstellung der Grausamkeiten oft auch auf die Vorstellungskraft der Zuschauer setzt, und nicht jedes mögliche Bild der Bluttaten auskostet. Beklemmend bleibt der Film trotzdem bis zum Schluss, der Shannon/Kuklinski gealtert in seiner Zelle zeigt – ohne jegliche Reue, außer der, seine Familie verloren zu haben.

4/5