Filmkritik: „The Devil’s Double“

The Devil's DoubleUdai Hussein war der älteste Sohn von Saddam Hussein, dem langjährigen Diktator des Irak. Wie sein Vater hat auch Udai u.a. aus Gründen der Sicherheit einen Doppelgänger gehabt, womit dann auch der Titel des Films erklärt wäre. „The Devil’s Double“ erzählt die Geschichte von Latif Yahia, Udais Doppelgänger, und basiert dabei auf dessen Memoiren. Die allerdings werden – laut Wikipedia – von einigen Seiten angezweifelt, was für den Film allerdings von untergeordneter Bedeutung ist. Denn die Story ist gut.

Der britische Schauspieler Dominic Cooper („An Education“) verkörpert im Film sowohl das Original als auch die Fälschung. Schon wegen seiner Leistung und der Tatsache, dass man schnell vergisst, dass viele Szenen nachbearbeitet sein müssen, ist „The Devil’s Double“ sehenswert. Zu Beginn des Films – gegen Ende des Krieges zwischen Irak und Iran in den 80er Jahren – zitiert Udai seinen ehemaligen Klassenkameraden Latif in seine Villa. Der versteht sofort, dass er nicht wirklich eine Wahl hat – er wird zu Udais Doppelgänger, wofür er sich auch kleineren chirurgischen Eingriffen unterziehen muss.

Der Spross des Diktators war – da sind sich die meisten Quellen einig – kein angenehmer Zeitgenosse. In diesem Film und Dank Coopers Leistung wird er zu einem der überzeugendsten Bösewichter des Kinojahres. Mit schriller Stimme, unfassbar kaltblütig, launisch und selbstverliebt hält Udai in Bagdad Hof. Seine Macht ist schier endlos, schließlich war sein Vater nicht einfach Präsident, sondern ein skrupelloser Despot, der sein Land brutal unterdrückt hat.Latif hat von dem alltäglichen Wahnsinn schnell genug; doch wie soll er fliehen, ohne das Leben seiner Familie aufs Spiel zu setzen?

Regisseur Lee Tamahori hat „The Devil’s Double“ temporeich inszeniert und dabei in unerbittlich helles Licht getaucht (gedreht wurde auf Malta und in Jordanien). Einige Szenen sind extrem brutal, für schwache Mägen ist er sicher nichts. Für Fans von 80er-Jahre Popmusik schon eher, denn es laufen stilecht „Relax“ und ähnliche Hits. Der Film macht ein paar kleine dramaturgische Sprünge, und am Ende geht ihm gar fast ein wenig die Luft aus – beides mindert das Vergnügen jedoch nur sehr bedingt.

Dominic Cooper schafft es, zwei absolut unterschiedliche Charaktere äußerst überzeugend zu spielen. Das Szenario ist zwar extrem, wirkt aber sofort glaubwürdig (nicht nur weil es nicht allzu weit von der Wahrheit weg ist). Eine Frau ist natürlich auch im Spiel, eine von Udais Geliebten. Gespielt wird sie von Ludivine Sagnier („Swimming Pool“), welche Rolle ihr genau zufällt sollte hier aber besser nicht verraten werden. „The Devil’s Double“ ist kein politischer Film, die Rollen von Gut und Böse sind klar verteilt. Seiner Story gewinnt er trotzdem oder genau deshalb viele sehr gut Szenen ab, die zusammen einen abwechslungsreichen, kurzweiligen und im besten Sinne interessanten Film ergeben. Angesichts der finsteren Hauptfigur allerdings sicher nicht jedermans Sache.

4/5