Public Enemy No. 1 – Todestrieb (DVD)

Wie jüngst hier berichtet hat mir „Mordinstinkt„, der erste Teil der Jacques-Mesrine-Saga, eine Menge Spaß gemacht. Heute war also Teil zwei an der Reihe. In „Todestrieb“ geht es – nun in den 70ern – zunächst weiter wie zuvor. Banküberfall folgt auf Banküberfall, der Festnahme folgt der Gefängnisausbruch. Mesrine hat ein paar Pfunde zugelegt, versprüht aber immer noch eine Menge kriminelle Energie und diabolischen Charme.

Eine neue junge Frau an seiner Seite (gespielt von Ludivine Sagnier) ist dabei, und auch ein neuer Partner. Bald ist Mesrine wieder auf Achse wie zu besten Zeiten. Von Paris ans Mittelmeer, nach London und zurück. Seine Attitude und auch seine Methoden sind dieselben, doch die Zeiten sind andere geworden. Die Politik bestimmt das Geschehen, die linken Terrorgruppen in Italien, Deutschland und anderswo machen große Schlagzeilen.

Der politische Ballast steht „Todestrieb“ dabei nicht sehr gut zu Gesicht. Mesrine gefällt sich als Enfant Terrible, das sich nur widerwillig vor den Karren einer Ideologie spannen lässt. Eigentlich ist die Figur Tony „Scarface“ Montana deutlich näher als linken Klassenkämpfern – sie will ein Leben im Luxus, liebt das Gefühl von Macht  und Gefahr. Das jedoch wurde in „Mordinstinkt“ bereits mehr als deutlich. Was da noch aufregend und aus zeitgeschichtlicher Sicht interessant war wird nun ohne große Steigerung weitergeführt.

Ob die Story dabei dem realen „Vorbild“ treu bleibt oder nicht, kann ich nicht beurteilen. Was die Spannungs- und Überraschungsmomente angeht kann man sich kaum beklagen, auch wenn die zahlreichen Ballerszenen irgendwann zur Routine werden – trotz der weiterhin gekonnten und realistischen Inszenierung. Mich jedenfalls hat „Todestrieb“ nicht mehr wirklich fesseln können, was sicher auch an den gestiegenen Erwartungen lag.

Aber wenn man so eine Gangster-Saga in zwei Teile teilt, dann sollte man sich eben auch ein paar Highlights für den Schluss aufbewahren, siehe „Kill Bill“. „Todestrieb“ bemüht sich gegen Ende, die Tradition des französischen Politthrillers aufleben zu lassen und auf dieser (film-)geschichtlichen Note zu enden. So richtig passen tut das aber nicht. Die runden vier Stunden, die beide Filme zusammen benötigen, ergeben kein sonderlich großes oder rundes Ganzes, haben aber genug Qualitäten, um den Zeitaufwand solide zu rechtfertigen.

3/5