Rückblick 2009 – Das Kinojahr bis jetzt…

Weil ja in diesen Tagen leider nichts vernünftiges neu anläuft, hier mal ein Rückblick auf die Highlights und Flops des Jahres.

Winter:
Wie immer mit Verzögerung sind die Oscar-Anwärter hier angelaufen. Vieles war sehenswert, etwa Mickey Rourke als abgewrackter Wrestler, die Literaturverfilmung Revolutionary Road, die dem Buch sehr nah kam, und natürlich Slumdog Millionaire, der mit seinem ansteckenden Enthusiasmus zum Publikumserfolg wurde. Der Vorleser hat mich weniger beeindruckt, irgendwie hat der Film keine Position zu seinem eigenen Inhalt.

Benjamin Button ist kein schlechter Film, aber auch keiner, der große Reaktionen hervorruft. Hätte ich nicht meine alten Beiträge hier gecheckt, ich hätte ihn schon wieder vergessen. Ebenso das Will Smith-Vehikel Seven Pounds, ein interessanter Versuch, aber letztlich kein großer Wurf. Valkyrie fand ich gut, Tom Cruise hin oder her, so wird spannendes Geschichtskino gemacht.

Dazu kam noch solides Genre-Kino a la Body of Lies, die De Niro/Pacino-Nullnummer Righteous Kill, der interessante Thriller The International von Tom Tykwer, das überschätzte Nonnendrama Doubt, der zu unrecht übersehene Frost/Nixon und Clint Eastwoods überraschend oscarloser Gran Torino.

Frühjahr:
Der erste Blockbuster des Jahres lief vorsichtshalber deutlich vor allen anderen schon im März an – Zack Snyders Watchmen läuteten die Saison ein. Und setzten gleich mal eine Duftmarke, denn der Film ist locker besser als (fast) alles, was Hollywood danach noch aufbieten konnte. Fast and Furious war der zielgruppengerecht simpel gestrickte Film für die GTI-Fraktion und brachte Vin Diesel mal wieder ein bisschen Aufwind, Crank 2 war der erwartete, völlig übertriebene cineastische Tritt ins Gesicht, Knowing eine interessante Mischung aus Thriller, Horror, Drama und Science-Fiction.

Die Filmbiografie Notorious war leider eher ein Kandidat für die goldene Himbeere, The Spirit ganz nett, aber unspektakulär und (einer meiner filmkritischen Lieblingssätze) „in der Hauptrolle phänomenal fehlbesetzt“. Inside Hollywood erwies sich als Rohrkrepierer, Guy Ritchies RockNRolla als unterhaltsame Hommage eines Regisseurs an sich selbst.

Sommer:
Den Kinosommer läutete dann das „X-Men“-Prequel Wolverine ein, letztlich ein annehmbarer Actionfilm, aber ohne echte Höhepunkte. Mau gings dann auch gleich weiter: Angels and Demons glänzte mit unfreiwilliger Komik und dem behämmertsten Finale des Jahres, Terminator: Salvation hatte die richtige Optik, aber keinen nennenswerten Inhalt, und Star Trek hatte ein paar Lacher im Programm, aber auch keine richtige Geschichte zu erzählen. Johnny Depp und Michael Mann konnten dem insgesamt mauen Eindruck der Sommer-Blockbuster mit Public Enemies nicht entscheidend entgegen wirken. Und der Schiffbruch, den Sacha Baron Cohens Brüno erleiden musste, war leider auch durchaus verdient. Lediglich Quentin Tarantino verdiente sich mit seinen Inglourious Basterds im August Bestnoten und konnte bei Kritik und Publikum punkten.

Die weiteren Höhepunkte des Sommers kamen nicht von den großen Studios, sondern z.B. aus Spanien. Pedro Almodovar hat mit Zerrissene Umarmungen einen weiteren großartigen Film gedreht, und Penelope Cruz ist darin sogar noch besser als zuletzt in ‚Vicky Cristina Barcelona‘. Jim Jarmuschs The Limits of Control ist eine konsequent spröde Versuchsanordnung, deren hypnotischer Charme wohl keinem breiten Publikum zuzumuten ist. State of Play bestätigte, dass Spannung, Anspruch und Unterhaltung sehr wohl zusammen gehen können, wenn nur mal ein gutes Drehbuch auf dem Tisch liegt.

Herbst:
Der September begann vielversprechend mit District 9, einer interessanten Mischung aus Mockumentary, Sci-Fi, Satire und Action. Danach aber kam nicht mehr viel, oder genauer gar nix. ‚Up‘ hab ich mir gespart, werde aber auf DVD zugreifen. Die RomCom ‚The Ugly Truth‘ habe ich gesehen, konnte dem Film aber wirklich nichts abgewinnen. Gegen den vorraussehbaren und langweiligen Mario-Barth-artigen Stuss der ‚Ugly Truth‘ war im Sommer ‚The Proposal‘ ein wahres Meisterwerk.

Was kommt also noch? Nicht so sehr viel, leider. ‚Die Päpstin‘ will ich ganz dringend NICHT sehen. Der neue Soderbergh mit Matt Damon (‚The Informant‘) sollte taugen, der jüngste Woody Allen ‚Whatever Works‘ kommt mit halbjähriger Verspätung, Roland Emmerichs Endzeit-Spektakel ‚2012‘ könnte im Kino Spaß machen. Und im Dezember ist endlich James Camerons 3-D-Vehikel ‚Avatar‘ am Start. Mal sehen, ob er die aberwitzigen Erwartungen der Branche erfüllen kann – das hat Cameron ja immerhin mit ‚Titanic‘ schon mal geschafft.

Auf die ganzen Oscar-Kandidaten, die in Totonto vor ein paar Woche Premiere gefeiert haben und in den USA nun langsam alle anlaufen, müssen wir uns wie üblich noch gedulden – die gibts dann demnächst mal in einer ersten Vorschau auf 2010…