The Limits of Control

Über seinen neuen Film „The Limits of Control“ sagte Jim Jarmusch höchstselbst: „I always wanted to make an action film with no action..“. Und damit hat er nicht ganz unrecht, wobei noch ein paar andere Zutaten von klassischen Actionfilmen fehlen als nur die Action selbst. Der Film beginnt mit seinem namenlosen, wortkargen ‚Held“, gespielt von Isaach den Bankolé (Jarmusch-Fans kennen ihn als Eisverkäufer Raymond in „Ghost Dog“), der an einem Flughafen einen mysteriösen Auftrag erhält. Die Reise führt ihn nach Spanien, wo er auf verschiedenen Stationen weitere Instruktionen erhält. Die wiederum werden in Strichholzschachteln verpackt und ausgetauscht, bis das Ziel der Reise erreicht ist.

Der Film hat durchaus hypnotische Qualitäten, schon wegen seiner monotonen Art, beständig in langen Einstellungen dieselben Rituale zu zeigen. Morgendliches Yoga, der Gang ins Cafe, zwei Espresso, Austausch der Informationen. Hin und wieder taucht eine „Kollegin“ auf, immer nackt und gespielt von Paz de la Huerta. Jede namenlose Kontaktperson, die der namenlose Killer(?) trifft, spricht ein bestimmtes Thema an – Kino, Drogen, Wissenschaft oder Kunst – und am Ende begegnen ihm diese Themen auf unerwartete Weise noch einmal wieder. Die für Jarmusch untypischen Bilder eines sonnigen Spanien (muss hier jemand an Woody Allens „Vicky Christina Barcelona“ denken?) verlieren als Kunstgriff häufig noch ihre Schärfe und lullen das Publikum dadurch noch weiter in die einsame Reise des Helden ein.

Nach den auch im Mainstream erfolgreichen Filmen „Ghost Dog“ und „Broken Flowers“ verweigert sich Jarmusch bei „The Limits of Control“ vehement allen Rezepten für „erfolgreiches“ Kino. Der Film ist konsequent wortkarg und gefällt sich in Anspielungen und Wiederholungen. Die Frage nach dem „Warum?“ verliert zunehmend an Bedeutung, je weiter die Handlung (wenn man sie denn so nennen will) fortschreitet. Der Film läuft nicht gänzlich ins Leere, ist aber spürbar mehr am Fluss des Geschehens interessiert als an Motiven oder Figuren.

Was uns Jim Jarmusch mit dem Film eigentlich sagen will? Ich weiss es nicht. So losgelöst von Konventionen und Stereotypen kann es eigentlich nur um das Geschichtenerzählen selbst gehen. Einige sich wiederholende Zitate des Films gewähren Einblick in das Innenleben der Handlung, doch eine klare Antwort geben sie nicht. Spuren, Hinweise, Andeutungen und Film- bzw. Literaturzitate gibt es genug, um dem Film eine Doktorarbeit zu widmen. Und so ein bißchen scheint das auch Jarmuschs Plan gewesen zu sein – einfach mal knapp zwei Stunden in wohlüberlegten Rätseln zu sprechen. Wer den Regisseur vorher geschätzt hat, wird den „Limits of Control“ sicher etwas abgewinnen können (und sei es nur die Tiefenentspannung, die den Autor dieser Zeilen beinahe in den Schlaf befördert hat), alle anderen sollten es einfach gleich sein lassen.

4/5