Crossing Over

Die Grenze zwischen den USA und Mexiko hat schon häufiger in Filmen eine entscheidende Rolle gespielt. Zuletzt etwa im völlig mißratenen „Bordertown“, in „The Three Burials of Melquiades Estrada“ oder auch in „Babel“. Der Titel „Crossing Over“ läßt darauf schließen, dass es auch in diesem Film in erster Linie um die Grenze selbst geht, doch dem ist nicht so. Der Film behandelt in mehreren Episoden die Probleme von (illegalen) Einwanderern aus verschiedenen Ländern – nur eine Episode beschäftigt sich dabei mit Mexiko. Die Ähnlichkeiten mit dem Oscar-prämierten Drama „LA Crash“, was die Herangehensweise an das Thema angeht, sind nicht zu übersehen. Für einen Innovationspreis fällt der Film also schon mal aus.

Harrison Ford spielt den Grenzschutz-Veteranen Max Brogan, Ray Liotta ist als korrupter Beamter mit dabei, Ashley Judd als Anwältin für Einwanderungsrecht. Die übrigen Hauptfiguren sind eine australische Schauspielerin, ein israelischer Musiker, ein auf die schief Bahn geratener junger Koreaner, eine querdenkende Schülerin und eine persische Familie, deren scheinbare Assimilation im Laufe der Story hinterfragt wird. Insgesamt schafft es der Film, sein Thema aus vielen verschiedenen Blickwinkeln einzufangen, kann daraus aber nicht wirklich Kapital schlagen. Die komplexen Hintergründe, politisch wie sozial, werden bis auf ein paar Fingerzeige in Richtung 9/11 ignoriert. Die Figuren sind zwar weitgehend glaubwürdig entwickelt, doch bleibt keiner Figur genug Zeit das Publikum wirklich zu fesseln.

Um dem zuweilen arg tränendrüsigen Treiben einen Hoffnungsschimmer zu geben klingt an vielen Stellen die Bedeutung einer Green Card/Einbürgerung an, der große Stellenwert des amerikanischen Traumes – der nun mal amerikanischen Staatsbürgern vorbehalten ist. Eine große Einbürgerungszeremonie bildet dann auch das Finale des Films, in dem alle Handlungsstränge zu ihrem Ende geführt werden. Inszenatorisch ist das gar nicht schlecht, inhaltlich aber ist „Crossing Over“ zu dünn. Für eine fundamentale Kritik am System sind zuviele ausgleichende Töne drin, für ein packendes Drama zu viele Figuren. In die Laufzeit von 110 Minuten hat der Film immerhin genug sehenswerte Szenen hineingepackt, dass keine große Langeweile aufkommt, und er darf auch insgesamt als ernst- und gutgemeinter Versuch angesehen werden. Ein Versuch, der leider dem Mittelmaß nicht zu entkommen vermag.

3/5