Borat

Kaum ein Film hat in letzter Zeit so einen Hype kreiert wie diese Fake-Dokumentation von Sacha Baron Cohen, besser bekannt als Ali G. In seiner Fernsehshow nahm Cohen als selbst ernannter farbiger Slumbewohner (Cohen ist weiß und jüdischer Abstammung) das britische Establishment auseinander. Er stellte sich blöd, entlockte den Leuten ein paar überdeutliche Sätze und machte sich gemeinsam mit seinem Publikum gleichzeitig drüber lustig. Dieses mal ist Cohen ganz zu seiner Kunstfigur geworden. Als vermeintlicher kasachischer TV-Reporter Borat reist er in die USA, um für sein Land zu werben und die Vorzüge Amerikas kennenzulernen. Die Regierung Kasachstans hat gegen „Borat“ protestiert, wo immer es ging. Man sieht sich in den Dreck gezogen, und hat dabei auch noch recht. Allerdings, auch wenn das den Kasachen wohl egal ist, spielt Borats angebliche Herkunft bei seiner Reise eine untergeordnete Rolle. Viel wichtiger ist, dass sich Borat exakt so verhält, dass man sich ihm instinktiv intellektuell und kulturell überlegen fühlt. Und genau das nutzt er dann aus, um die dunklen Geheimnisse von Menschen auszuloten, die meinen, sie könnten ganz sie selbst sein. Dieses perfide Spiel beherrscht Cohen wie kein zweiter, und das sorgt für ein paar wirklich unvergessliche Lacher.

Borat reist in einem Eiswagen von New York nach Kalifornien, wo er seine vollbusige Traumfrau CJ treffen will. Bereitwillig erteilt ihm auf dem Weg dahin ein Autoverkäufer Auskunft, mit viel km/h er mit seinem „Hummer“ in eine Gruppe Zigeuner rasen müsste, um sie sicher totzufahren. Da erklärt ihm ein Waffenhändler, welches die beste Knarre zum Erschießen von Juden ist. Am übelsten outet sich ein Rodeo-Organisator im Mittleren Westen. Als Borat ihm erzählt, dass Homosexuelle in Kasachstan von der Polizei exikutiert würden, erwidert der Hutträger, dass wünsche er sich auch für die USA. Land of the Free? Danke der Nachfrage, Borat.

Eine herrkömmliche Kritik zu diesem Film wäre komplett unangemessen. Wie lustig sind schon nacherzählte Witze? Wer mal wieder ordentlich ablachen will und kein Problem mit dem extrem hohen Fremdschämfaktor des Films hat, der sollte sich das Spektakel selbst im Kino ansehen. Ein paar gestellte Szenen und Längen sind zwar auch dabei, und ich denke niemand will Borats Nackt-Wrestlingeinlage mit seinem vollschlanken Produzenten sehen (schon aus rein ästhetischen Gründen), aber was zur Hölle? Es darf schallend gelacht werden. Wer kann da schon nein sagen.

8/10

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